Draussen ging ein gewaltiges Gewitter nieder. Es krachte und prasselte. Madame Mere stand vor der großen Gartentür in ihrem Salon im Erdgeschoss und schaute hinaus.
Sie war eine der wenigen Frauen Ende Fünfzig, die kurze Röcke tragen konnte und das mit Würde, ohne das es billig aussah. Allerdings war das seit Jahren nicht mehr so ganz ihr Stil. Seit dem Tod ihres Mannes, hatte sie darauf weitestgehend verzichtet und gab die trauernde Witwe. Schwarz in schwarz, so auch an diesem späten Nachmittag. Sehr hohe Pumps, feine schwarze Nylons, besagter Minirock und eine einfache schwarze Bluse. Ein kleines, goldenes Kreuz an einer dünnen Kette um den Hals, den Ehering am Finger. Das schwarze Haar trug sie offen und glatt. Der Farbe musste inzwischen etwas nachgeholfen werden, doch das sah man nicht. Den linken Arme unter der Brust auf den Bauch gelegt, den rechten angewinkelt darüber, mit einer Zigarette in der Hand. Es klopfte. Ihre Zofe öffnete die Tür. Der Herr Polizeiminister, Majestät. Gerade noch ernst und mit eisigem Blick, drehte sich Madame Mere um und war wie ausgewechselt.
Mein lieber Kylian. Schön Dich zu sehen.