Ein ganz normaler Morgen

Die Wiederaufnahme des Spielbetriebes ist mit einem Zeitsprung von sechs Monaten verbunden. Als Faustregel soll hier gelten, dass alle Postings vor dem 01.02.2023 vor dem Zeitsprung anzusiedeln sind, alle Postings seit dem 01.02.2023 nach dem Zeitsprung zu verorten sind. Was in der Zwischenzeit geschehen ist werden wir für die einzelnen Plots separat festlegen und an geeigneter Stelle veröffentlichen. Dies wird zumeist durch ein Posting in den offenen Threads geschehen. Diese Aktion basiert auch auf dem Gedanken, dass der Spielbetrieb gestrafft werden soll um sich auf eine kleine Anzahl von offenen Handlungssträngen fokussieren zu können. Näheres ist noch festzulegen, Fragen können jederzeit an die Kaiserin oder den Seneschall gestellt werden.
  • Nach so einer Nacht, war Valerie nicht ganz ausgeschlafen. Pflichtbewusst wie sie war, hatte sie ihren Morgenlauf hinter sich gebracht, war frisch geduscht und aufgebrezelt für einen Tag voller Termine. Da half nur Kaffee und wenn Bernadette eines konnte, dann den zweitbesten Kaffee des Palastes brühen. Ab und zu war sie sogar versucht, sich eine von Bernadettes Zigaretten zu schnorren. Doch da hatte sie sich bisher bremsen können. Gebremst hatte sie in der letzten Nacht nicht. Volles Programm, mit Verlängerung. War das eine wilde Maus. Frau eines hohen Generals und das auch nur zum Schein. Denn der Herr General war ebenfalls seinem eigenen Geschlecht zu getan. Man ließ sich gegenseitig an der langen Leine laufen. Was bei Valerie für Ränder unter den Augen gesorgt hatte.


    Der erste Termin stand an. Colonel Serville mit dem Morgenappell, wie es Valerie nannte, wenn ihr Privatsekretär mit ihr die Termine für den Tag durchging.


    Pünktlich wie immer, korrekt gekleidet wie immer und mit dem zackigen Auftreten wie immer.

  • Inzwischen hatte sich die Routine so eingespielt, dass Serville nur noch das wichtigste mit seiner Kaiserin besprach. Details kamen aus dem Vorzimmer, wo Bernadette geschickt, frech und loyal die Fäden zog. Die kleine Mappe unter dem Arm betrat er das kaiserliche Arbeitszimmer. Den Kaffee hatte er sicherheitshalber selbst aufgebrüht und in seiner kleckersicheren großen Tasse mit Deckel mitgebracht. Sehr zum missfallen Bernadettes, die natürlich der Meinung war, ihr Kaffee sei der Beste. Irrtum, wie Serville immer wieder feststellen musste.


    Majestät


    Als er näher kam erkannte er sofort, dass seine Kaiserin nicht viel geschlafen haben konnte. Selbst ihr perfektes Make up konnte die müden Augen nicht verbergen. Unmerklich lächelte er und nahm in dem großen bequemen Sessel gegenüber seiner Kaiserin Platz. Diese hatte mal wieder auf ihre Schuhe verzichtet.

  • Als sie die Termine überflog, war ihr bewusst, dass es nicht sonderlich anstrengend werden würde. Sie hatte schon hektischere Tage erlebt.


    Wie ich das sehe, habe ich bis 12 uhr nur Termine hier im Palast. Dann zwei Auswärtsspiele.


    Also überschaubar mit der Option heute mal früh ins Bett zu kommen.

  • Claude nahm einen Schluck Kaffee und nickte.


    Bis 12 Uhr haben sie 45 Minutentermine. 9 Uhr mit dem neuen Vorsitzenden des Kulturausschusses des Konvents. 10 Uhr dann die Präsidentin der Lebenshilfe und um 11 Uhr ihr Innenarchitekt für den speziellen Umbau gewisser Kelleräume.


    Ein pikanter Termin, wie sich Claude eingestehen musste.


    14 Uhr, nach einem kurzen Mittagessen, dann das erste Auswärtsspiel. Eröffnung der Weinachtsspendenaktion in der Kongresshalle. Die 15 Minutenrede finden sie in ihrem Rechner. Anschliessend fahren wir in die Tütülerien. Dort werden sie um 18 Uhr im Thronsaal eine Rede zur Lage in Neuf-Dreux und der Einrichtung einer Stiftung halten. Diesen Termin werden Sie, Majestät, gemeinsam mit ihrer Schwester wahrnehmen. Denn geplant ist ebenfalls eine Rede der kaiserlichen Prinzessin in ihrer Funktion als Präsidentin der Beauharnias-Stiftung. Anwesend sein wird auch die Gattin des Kanzlers, als Vizepräsidentin. Im Anschluss an diesen offiziellen Akt, wird es einen kleinen Stehempfang geben. Kleine Häppchen und Sekt inklusive.


    Eigentlich en ganz normaler Tag. Eigentlich ... wenn da nicht Neuf-Dreux ein bestimmtendes Thema wäre. Deshalb hatte Serville die Sicherheitsstufe noch einmal erhöht. Davon unterrichtete er die Kaiserin nicht, die für solche Massnahmen nicht sonderlich viel übrig hatte.

  • Valerie rollte mit den Augen. Wieder einmal hatte es Serville geschafft, möglichst viele Termine in einen Tag zu packen. Allerdings musste sie zugeben, dass die meisten davon sehr angenehm waren. Der einzige Termin der Nerven kosten würde, war der erste Termin. Denn der Ausschussvorsitzende war nicht nur als Labertasche bekannt, sondern auch als Meister der Spendensammlung. Valerie machte sich darauf gefasst, mal wieder eine stattliche Summe an den Kulturfonds des Konvents zu überweisen. Aus der eigenen Schatulle versteht sich.


    Die Auswärtsspiele liegen mir heute besonders, Serville.Haben sie meine Schwester schon informiert? Es wäre schön wenn wir gemeinsam vorfahren könnten. Das gibt besonders schöne Bilder.


    In Sachen PR war Valerie inzwischen Profi. Irgdendwo zwischen Kaiserin, Modell und Filmstar angesiedelt, wusste sie um die Macht der Bilder. Später, wenn Conztance de Montmorency mit auf dem Podium stehen würde, waren drei wirkliche Schönheiten zu bewundern. Welcher Fotograf könnte da widerstehen, seine Kamera nicht heißlaufen zu lassen?


    Allerdings ging es ihr bei den beiden letzten Terminen nur zweitangig um die Schönheit der Protagonistinnen, die Weihnachtssammlung war ihr genauso wichtig wie die Stiftung. Daher musste alles perfekt sein. Auch die Reklame und als solchen Teil sah sie sich. Ein strahlendes Lächeln für die Gute Sache, die ihr am Herzen lag. Beides gehörte zusammen.


    Und noch etwas Serville, halten Sie meine Leibwächter etwas auf Abstand. Ich will nicht wirken wie einer dieser Diktatoren aus einem bestimmten Teil der Welt.

  • Aporpos Prinzessin Leonor.  Doktor Beshir hat mir einen Vorschlag unterbreitet, der mir sehr vernünftig und im Bezug auf den Gesundheitszustand der kaiserlichen Hoheit angeraten zu sein scheint. Er bittet mich, die Genehmigung ihrer Majestät einzuholen, dass der Prinzessin eine Art Leibarzt zugeordnet wird, der sie ständig und unauffällig begleitet. Einen geeigneten Kandidaten hat er bereits vorgeschlagen. Ein junger Arzt der im Gefolge der Prinzessin nicht auffallen würde. Leon Borax, heißt der gute Mann und ist Psychologe von Beruf. Seine Akte ist makellos. Ich sehe keine Gefahr für die Prinzessin oder das Haus Beauharnais.


    Hier unterbrach ihn Valerie.

  • CLAUDE!


    Fauchend wie eine Wildkatze die ihre Jungen bewacht, fuhr sie Serville in die Parade.


    Wenn meine Schwester eines bestimmt nicht gebrauchen kann, dann ist es  Zwang und Kontrolle. Das hat sie jahrelang bekommen und sie kaputt gemacht! Ich werde auf keinen Fall eine Genehmigung erteilen, ohne das ich Lenor vorher gesprochen habe! SIE muss das entscheiden. Denn  ich habe ihr versprochen, dass ich niewieder Zwang auf sie ausüben werde. Kontrolle geht schon gar nicht. Wie stehe ich denn vor meiner kleinen Schwester da, wenn ich diesem Vorschlag zustimme und der dieser Doktor, wie heißt er ... Borax? Dieser Doktor Borax plötzlich vor ihr steht und sagt, auf Wunsch iher Majestät der Kaiserin, habe ich den Auftrag sie zu betreuen! Claude, das geht nicht! Auch wenn ich den Grund für den Vorschlag von Doktor Beshir verstehe und ihn auch gut heiße. Aber ohne Leonors Einverständnis geht nichts! Ich nehme an, Sie haben mir verstanden, Colonel!


    Vom vertraulichen Claude zum majestätischen Colonel. Ein förmlicher, kaiserlicher Anschiss vom Feinsten. Verpackt in einem im Plauderton gehaltenen Gespräch. Die hohe Kunst, der Zurrechtweisung.

  • Anschiss angekommen! Wenn er auch nicht so heftig ausgefallen war, wie Serville es von seiner Chefin gewohnt war.


    Das ist natürlich selbstverständlich.


    War es eigentlich nicht. Bis vor kurzem traf Valerie alle Entscheidungen bezüglich ihrer kleinen Schwester ohne deren Mitwirkung. Serville musste noch lernen, das Valerie ihre Schwester inzwischen mit anderen Augen sah. Warum auch immer. Valerie, die Wundertüte!


    Wenn Majestät wünschen, würde ich Doktor Beshir gerne einbinden und ihn bitten, Prinzessin Leonor sanft auf ihren ärztlichen Beistand vorzubereiten. Da wir beide ihre Schwester gut kennen, wäre es vermutlich besser, wenn ihre Majestät dieses Thema nicht ansprechen. Sondern darauf warten bis Prinzessin Leonor sie davon unterrichtet.


    Eines kann man Serville nicht nachsagen, nämlich das er nicht lernfähig war. Er hatte den Anschiss gut verdaut und das Beste daraus gemacht.

  • Nur noch die üblichen Unterschriften, Majestät. Zwei Gnadengesuche, eine Unterschrift unter die Novelle des Jagdgesetz, die Genehmigung das größte Kreuzfahrtschiff der Orientale Line auf den  Namen Eleonor Beuanharnis taufen zu dürfen und letztlich die Beförderung von Marco La Rue zum Capitaine der Garde. Sie wissen bei Beförderungen innerhalb  der Garderegimenter müssen ihre Majestät dieses Beförderung aussprechen.


    Er überging die Unterschrift, die einen Zornesausbruch seiner Chefin geradezu herausforderte, mit verwaltungstechnischem Geschwätz. Vorsichtshalber packte Claude seine Sachen zusammen und hoffte noch rechtzeitig das kaiserliche Büro verlassen zu können.


    Und tatsächlich wurde er von Valerie einsilbig mit einen kurzen Danke verabschiedet.

  • Als Serville gegangen war, orderte sie bei Bernadette noch einen Kaffee und widmete sich der Unterschriftenmappe.


    Das erste was sie unterschrieb war ein Gnadengesuch eines zum Tode verurteilen Mörders, der nun sein Leben lang auf einer Gefängnisinsel dahin vegetieren durfte. Ob das wirklich eine Begnadigung war, fragte sich Valerie. Das zweite Gesuch unterschrieb sie mit leichter Hand. Sie erließ einem der wohl bekanntesten Betrüger des Reiches, Armand Lupin, die letzten zwei Jahre seiner Haftstrafe. Das dieser Mann überhaupt sitzen musste, war für Valerie schon ein Unding. Dabei hatter doch nur bekannten und weniger bekannten Royalisten Geld mit dem windigen Argument abgeknöpft, dass sie damit die alten Zeiten zurückbekommen würden, wenn man das Kaiserreich nur finanziell ruinieren würde.

    Das neue Jagdgesetz war ihr gleichgültig. Sie jagte nicht und wenn dann zweibeinige Schönheiten, die fielen aber nicht unter diese Novilierung. Ebenso schnell war ihr Valerie unter das Dokument gesetzt, dass Leonors Leibwächter verdientermassen beförderte.


    Dann aber schien sich es als ob sich die goldene Feder ihres altmodischen Federhalters verbiegen wollte. Der Antrag der Orientale Line war schon imposant, auf Pergament und mit allen Unterschriften der Geschäftsleitung. Ebenso imposant wie das Schiff selbst. Valerie kannte sich mit Schiffen aus und konnte sich vorstellen, was für ein gewaltiger Dampfer den Namen ihrer Mutter tragen sollte. 345 Meter lang, eine Bruttoraumzahl von 145.000! Zwar nicht das größte seiner Art, aber eines der größten.


    Valerie lehnte sich zurück, schloss ihre schönen braunen Augen und dachte nach.


    <Elenore Beauharnais soll dieses schöne Schiff heißen. Ein stinkender Fischkutter würde es auch tun. Leider habe ich keine abgetakelte Fregatte die man kurz vor der Verschrottung noch umbenennen könnte! Also in Gottesnamen! Amen!>


    Es schien als ob sie dem armen Federhalter die Luft abdrücken würde, so feste drückte sie die Feder auf das Pergament. Jetzt war ihre Laune sehr nahe am Siedepunkt. Valerie stand von ihrem Sessel auf, ging auf Strümpfen zum großen Fenster und sah auf die schönen Parkanlagen ihres offiziellen Dienstsitzes. Unten sah sie einen sehr hübschen weiblichen Lieutenant. Sie stand dort einfach und unterhielt sich mit einem Beamten der Verwaltung. Valerie war begeistert von der jungen Frau. Sie klingelte nach Bernadette, als diese neben ihr stand und ebenfalls nach unten sah, hatte die kluge Bernadette verstanden.


    Wäre Ihnen heute Mittag recht, Majestät?


    Valerie nickte und ihre schlechte Laune war schlagartig verschwunden.

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