Beiträge von Valerie Beauharnais

Die Wiederaufnahme des Spielbetriebes ist mit einem Zeitsprung von sechs Monaten verbunden. Als Faustregel soll hier gelten, dass alle Postings vor dem 01.02.2023 vor dem Zeitsprung anzusiedeln sind, alle Postings seit dem 01.02.2023 nach dem Zeitsprung zu verorten sind. Was in der Zwischenzeit geschehen ist werden wir für die einzelnen Plots separat festlegen und an geeigneter Stelle veröffentlichen. Dies wird zumeist durch ein Posting in den offenen Threads geschehen. Diese Aktion basiert auch auf dem Gedanken, dass der Spielbetrieb gestrafft werden soll um sich auf eine kleine Anzahl von offenen Handlungssträngen fokussieren zu können. Näheres ist noch festzulegen, Fragen können jederzeit an die Kaiserin oder den Seneschall gestellt werden.

    Nach einer schlechten Nacht voller Unruhe und ohne Robert, warf Valerie an diesem Morgen ihren kompletten Terminplan über den Haufen. Sagte alles ab. Einwände von Bernadette und Serville fauchte sie beiseite. Für 10 Uhr ließ sie ihren Wagen vorfahren. Nur Pierre ihr Fahrer und Maurice ihr Leibwächter, durften sie begleiten. Die Fahrt war nicht weit, sie ging vom Palais Bariole die kurze Strecke über die Landstraße hinunter zur Garnisionskirche. Früher war sie diesen Weg immer zu Fuß gegangen. Doch seit dem Attentat und ihrer Entführung ließ sie sich in ihrer schwer gepanzerten Limousine dorthin fahren. Wortlos war sie eingestiegen. Wortlos saß sie im Fond. Pierre hatte die Weisung an einem Nebeneingang zu halten, durch den sie ungesehen zur Grabeskapelle ihres Vater gelangen konnte. Als sie ausstieg, sah man eine Kaiserin die in tiefes schwarz gekleidet war. Extrem hohe Pumps, Nylons. Das Kostüm reichte bis unter die Knie. Lederhandschuhe, eine kleine Handtasche. Ein kleiner Hut mit einem Gesichtsschleier und dazu noch eine große Sonnenbrille. Dezent geschminkt, die Haare hochgesteckt. Maurice spürte das seine Kaiserin traurig und niedergeschlagen war. Vor nicht allzulanger Zeit hätte er versucht sie zum lachen zu bringen. Diesmal entschied er sich dagegen. Zuviel hatte diese junge schöne Frau einstecken müssen. Jetzt sorgte er dafür, dass niemand, wirklich niemand, sie in ihrer Andacht störte. Selbst der Pfarrer wurde gebeten, fernzubleiben. Man hörte nur die dünnen Absätze ihrer hohen Schuhe, sonst war alles totenstill, als sie die Kapelle betrat, in dem der Sarkopharg mit den Überresten Kaisers Eugene stand. Die schwere Eichentür wurde hinter ihr geschlossen. Valerie war alleine, alleine mit ihrem Vater. Sie zog sich die Handschuhe aus, tauchte zwei Finger in das kleine Weihwasserbecken und bekreuzigte sich. Valerie machte eine tiefen Knicks vor dem Kruzifix über dem Altar. Vor dem Sarkopharg aus rotem Marmor kniete sich die Kaiserin auf einen Gebetsstuhl, faltete ihre Hände und schaute auf den Boden, als sie ein Vater-Unser betete. Dann sah sie zur Grabstätte ihres Vater auf. Tränen liefen über ihr schönes Gesicht.


    Papa, geliebter Papa ...


    Sie entnahm ihrer Handtasche ein Tachentuch. Zog die Sonnenbrille vorsichtig unter dem Schleier hervor und tupfte sich die Tränen ab. Mit belegter Stimme sprach sie zu ihrem Vater.


    Ich bin nicht wie Du. Das werde ich auch nie sein. Keine Ahnung vom regieren, keine Ahnung von Politik, keine Ahnung wie man mit Menschen umgeht. Keine Ahnung was ich hier als Kaiserin eigentlich soll. Keine Ahnung davon wie ich zwischen den Fronten meiner Freunde, Berater und Gegner unbeschadet herauskommen soll. Ich habe es satt ständig aufpassen zu müssen was man zu wem sagt! Ich will endlich wieder ich sein, ich will wieder Valerie sein. Valerie Beauharnais und nicht Valerie d`Outremer.


    Valerie stand auf, ging zu dem Marmorsarkopharg legte ihre rechte Hand auf den Deckel und küßte den kalten Marmor. Neben dem Sarg blieb sie stehen.


    Du hast immer gewusst was Du tust. Ich weiß nicht einmal, ob ich den Tag überlebe, ohne einen Skandal, eine Krise oder einen Krieg ausgelöst zu haben. Oft liege ich im Nachts im Bett und weiß nicht wie ich zur Ruhe kommen soll. In den Träumen tauchen sie alle auf, die Durocs, die Bruns, die Rideforts, della Roveres, Montmorencys, Antonie, meine Schwester, meine Mutter und und ... Anielle. Ich glaube fast. dass ich genauso verrückt werde oder bin, wie Leonor.


    Sie ging langsam zum Altar hinüber, schaute zu dem schlichten Kruzifix hoch. Es war während des letzten Kreuzzuges entstanden als Dank für die gewonnene Schlacht von Karameique in der ein kleines Kreuzfahrerheer die Kasemuffen besiegte.


    Kasemuffen, Kreuzfahrer, der alte Adel, der neue Adel, Parlamente, deine Armee, meine Flotte. Aussenpolitik, Innenpolitik, Sozialpolitik. .... Papa warum, warum hast Du mich damit alleine gelassen? Ich sitze an meinem ... deinem Schreibtisch denke über das was ich unterschreiben soll nach und verstehe noch nicht einmal die Hälfte. Ich sehe mich noch im Schlaf meine Unterschrift unter all diese Papier setzen. Papa ich will ... ich kann nicht mehr. 


    Valerie seufzte leise, ging zum Sarkophag zurück, mit fester Stimme und einem ebenso festen Blick, sprach sie weiter.


    Sire, ich werde noch eine einzige Unterschrift als Valerie d'Outremer tätigen. Gleich wenn ich nach Hause komme, werde ich ein Schreiben unterzeichnen, das meinen Rücktritt als Imperatrice d'Outremer erklärt!


    Sie ging zurück zum Gebetsstuhl griff sich ihre dort liegende Handtasche und ihre Handschuhe. Bekreuzigte sich noch einmal mit Weihwasser, knickste noch einmal vor dem Kruzifix nieder, klopfte an die schwere Eichentür. Setzte die Sonnebrille auf, damit man ihre verheulten Augen nicht sah. Maurice öffnete, begleitete seine Kaiserin zurück zum Wagen. Pierre fuhr, für seine Verhältnisse, gesittet zurück zum Bariole. Wortlos ging sie an allen vorbei die sie auf dem Weg zu ihrem Arbeitszimmer traf. Handschuhe und Handtasche achtlos einen großen Sessel geworfen, setzte sich sich Aufrecht wie eine Ballerina in ihren Stuhl, zog eine Mappe aus einer Schublade, öffente das Siegel und dann die Mappe, drehte den altmodischen Füllfederhalter auf und setze lächelnd ihre Unterschrift VALERIE unter die vor Wochen schon selbst verfasste Rücktrittserklärung. Erleichtet aufamtend lehnte sie sich zurück und lachte, lachte wie nur Valerie lachen konnte.

    Ihre kleine Welt war wieder einmal zusammengebrochen. Noch am selben Abend, als sie stolz und voller Zuversicht ihre Verlobung mit Robert Duroc bekanntgegeben hatte, erfuhr sie vom Zusammenbruch Anielles. Alleine das zog ihr den Boden unter den Füßen weg. Hier hatten die Wände Ohren und so erfuhr die Kaiserin von dem Doppelspiel ihrer kleinen Schwester. Ebenso wie von den wenig dezenten kritischen Äußerungen ihrer Mutter, was sie aber sportlich hinnahm. Da machte ihr die offen zur Schau getragene Niedergeschlagenheit ihres zukünftigen Gatten schon mehr Sorgen. Und wie immer, wenn Valerie in das tiefe Loch einer Depression fiel, ging sie in ihren, wie sie sagte, persönlichen "Panic Room". Tief im Keller gelegen waren es im Grunde zwei Räume. Zu diesen Räumen hatte nur sie zutritt. Das waren die geheimnissvollen Kellerräume, die zu den wildesten Theorien Anlass gaben. Von privaten Folterkammer der Kaiserin bis hin zur lasterhaften Spielhölle. Nichts davon war wahr. Hier gab es ein Tonstudio mit dem modernsten Mischpult das man für Geld kaufen konnte und in einem weiteren Raum stand ihr ganzer Stolz: ein für sie extra angefertigtes auf sie eingestelltes Schlagzeug. Immer wenn sie in einem seelischen Tief war, ging sie in ihren "Panic Room" und trommelte sich die Seele aus dem Leib. So auch diesmal. Bekleidet mit einer engen Jeans und einem schlichten weißen T-Shirt, Barfuß hatte sie gerade ihren Frust ans Schlagzeug weitergegeben. Etwas verschwitzt, steckte sie die Trommelstöcke zurück in die Halterung und stellte sich vor den Spiel in dem sie sonst ihre Übungen kritisch verfolgte. Ihr angeborener Schmollmund, wurde zu einem tatsächlichen. Valerie schaute sich selbst in dei Augen und dachte laut nach.


    Was nun Majestät? Zeit alles hinzuwerfen? Zeit eine neues Leben anzufangen?


    Sie hatte große Lust dazu.


    Zeit sich irgendwo im Ausland ins Exil zu begeben? Zeit für ein kleines Haus am Meer? Vielleicht würde Anielle mitkommen. Ich habe Dir so weh getan, ich schäme mich so dafür, meine Anielle ... Ich liebe Dich.


    Hier war ihre Achillesferse. Valerie liebte Anielle immer noch ... aber auch Robert ... irgendwie.


    Vielleicht sollte ich einfach alles hinwerfen! Zurücktreten, ins Exil gehen! Musik machen, segeln, schreiben. Soll doch meine kleine ehrgeizige Schwester sich zur Wahl stellen! Soll sie doch sehen was für ein Scheissjob es ist Kaiserin zu sein. Mama würde sich einen Ast freuen und ich wäre beide los. Eine kleine Appanage und keine Verpflichtungen. Wenn das Geld nicht reicht ... ein paar Interviews, Memoiren, ein Buch hier und da. Oder einfach Musik machen. Valerie B. ein netter Künstername.


    Sie lächelte wieder und zog sich langsam aus dem Loch ihrer Depression. Sie griff sich die Fernbedingung ihres Mischpultes, setzte die riesigen Kopfhörer auf und drückte auf "Start". Nach dem Intro begann sie ganz für sich, ganz alleine und sang sich glücklich.


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    In ihre Strümpfe und ihre Unterwäsche schlüpfte Valerie von alleine. Gewohnt sich selbst anzuziehen, wählte sie aus den bereitgelegten Kleidungsstücken, ausgerechnet ein knielanges, enggeschnittenes, schwarzes Kleid mit rundem Kragen und kurzen Ärmeln, bei dem der Reißverschluss auf dem Rücken angebracht war. Wieder einmal schwarz in schwarz. Wieder einmal wie eine strenge Lehrerin aus dem Bilderbuch.


    Mach mir das Kleid zu!


    Valerie wartete regelrecht auf einen Fehler ihrer Kammerzofe.

    Malik. Du weißt das ich in Sachen Diplomatie nie das Niveau meines Vaters erreichen werde. Du weißt auch, dass alles was ich hier sage, von hunderten von Ohren aufgesaugt wird. Ich meine es Ehrlich.


    Es tat ihr tatsächlich leid. Wiedereinmal war sie nicht klug genug gewesen, die richtigen Worte zu finden. Einen alten Freund gegenüber, war das noch schädlicher, als in einer frei gesprochen Rede anlässlich ihrer Verlobung. Fast hätte sie ihn umarmt, doch das ging absolut nicht.


    Morgen ... zum Mittagessen, bei mir zu Hause im Bariole?


    Es war einfach aus dem Bauch heraus gesprochen. Sie zeigte Gefühl, was seit ihrer Zeit im Chateau When immer weniger geworden war.

    Heute habe ich keine Auswärtsspiele. Also etwas fürs Büro.


    Knapp und ohne Emotionen gab Valerie ihre Anweisungen.


    Dem Wetter entsprechend, eher klassich. Weiße Bluse mit Kragen, graues Kostüm, schwarze Nylons und schwarze Pumps.


    Den Vergleich mit der kaiserlichen Laune, hätte diese Auswahl ebenfalls standgehalten. So gut sie in der Wanne noch gelaunt war, so mies war die Kaiserin nun drauf. Wechselhaft wie das Wetter. Etwas musste sie mit ihrer Schwester gemeinsam haben.


    Und Artemis, ich bin nicht meine Mutter. Bei mir darf der Rock gerne oberhalb der Knie enden. Unterwäsche wie üblich. 


    Bedeutete alles in weiß und auf Figur angelegt. Push Up BH und einen schlichten String. Valerie hasste es, wenn man in engen Röcken ihre Unterwäsche abgezeichnet sah.

    Das Angebot Pahlawan zu besuchen kam überraschend. Der Zeitpunkt war nicht unbedingt geeignet, einen wie auch immer gearteten Besuch zu absolvieren. Die Frage nach seinem Werdegang, war eher rhetorisch, um das Gespräch fortzusetzen. Interessieren würde es sie trotzdem, denn warum trat er plötzlich wieder in ihr Leben? Warum gerade jetzt, wo es Spannungen zwischen Pahlawan und ihrem Reich gab?


    Mich würde es wirklich interessieren. Aber Du hast Recht. Nicht gerade hier und jetzt. Dazu möchte ich mehr Zeit haben, also Du bist hiermit eingeladen, mich auf Bariole zu besuchen, wann immer es Dir passt.


    Gerade noch die Kurve bekommen und seinem Ansinnen auf einen Besuch in Pahlawan vorerst ausgewichen. Für Valerie wurde es Zeit, andere Diplomaten mit dem einen oder anderen Satz willkommen zu heißen und geschickt auf diese Weise wieder zur Familie zurückzukehren.

    Den letzten Satz musste die Kaiserin erst einmal verdauen. Ein Tor tat sich auf. Die Verlockung pur. Vor einem Jahr wäre Valerie noch unbekümmert dieser Einladung gefolgt. Aber sie hatte gelernt. Nicht alles war Gold, was glänzte. Nach dem Duroc in ihr Leben geknallt war, war sie sich mehr denn je bewusst, dass ihr bisheriger Weg in Liebesdingen, angreifbar gewesen war. Robert war ein konservativer Mann, ein Traditionalist. Mit ihm würden die Gerüchte über das sexuelle Verhalten der Kaiserin verstummen. Jetzt lag es an Valerie, keine neuen Gründe, für solche Gerüchte in die Welt zu setzen. Schweren Herzens, trotz eingestandener Bisexualität, blieb Valerie Vernünftig. Sie war die Kaiserin, die Landesmutter. Dem trug sie nun Rechnung und verzichtete.


    Danke für das liebe Kompliment, Artemis. 


    Die einzigen Berührungen die Valerie von nun an noch zuließ, waren die Pflichten die Artemis zu erfüllen hatte. Als da wäre zum Beispiel das kämmen der nassen Haare, was bei den kräftigen langen Haaren für Valerie wirklich mühsam war. Auf die Waschung ihres Körpers, durch ihre Kammerzofe, würde sie aber in Zukunft verzichten. Sie schloss züchtig ihren Bademantel.


    Du weißt, wie man dient. So etwas weiß ich zu schätzen. 


    Valerie wusste aber auch, dass sie streng sein konnte und wollte. Ohrfeigen und laute Zurechtweisungen würde es weiterhin geben. Damit schien Artemis gut leben zu können, genau das hatte sie gesucht.

    Wohlbewusst das es im Grunde nicht zu den Aufgaben ihrer Kammerzofe gehörte, sie wie ein Kind, dort zu waschen, wo sie eigentlich selbst tätig werden sollte, ließ es Valerie doch geschehen. Weniger der Reinlichkeit wegen und zunächst auch ohne erotischen Hintergrund. Valerie ging es nur darum, ihre Autorität zu zeigen. Den Willen immer das zu bekommen, was sie wollte. Tatsächlich funktionierte es und Artemis kam dem "Wunsche" ihrer Herrin wortlos nach. Nach einer gewissen Zeit, tat die intensive Waschung an einer gewissen Stelle, doch ihre Wirkung. Nun war es mehr als nur die Autorität. Um es nicht zu übertreiben, denn es wurde auch Zeit sich den Terminen des Tages zu stellen, beendete Valerie diese kleine Probe. Nun war sich sich aber sicher, dass sie mehr von Artemis bekommen konnte.


    Danke.


    Kurz und kühl, gesagt. Dann entstieg sie der Wanne, wie Venus dem Meer. Sie war wieder durchgewärmt und fühlte sich richtig gut. Sie ließ sich von Artemis abtrocknen und anschließend an den Stellen eincremen, an die sie selbst nur schwer kam. Nun war es Zeit für die langen, schwarzen Haare der Kaiserin. Nur mit einem Bademantel bekleidet, nahm sie in dem für diese Zwecke extra eingebauten Frisörstuhl Platz.


    Es war schön und ich denke das behalten wir bei.


    Dabei berührte sie wie zufällig die Hand ihrer Kammerzofe.

    Wie ein Wunder kam es Valerie vor, dass sie von einer wutschnaubenden Raubkatze, zum sanften Kätzchen geworden war. Alles nur von den zärtlichen Bewegungen die Artemis mit dem Schwamm vollführte. Mit geschlossenen Augen gab sie sich dem warmen Wasser und dem weichen Schwamm hin. Da war es wieder, dieses Kribbeln. Die zärtlichen Berührungen hörten plötzlich auf, als Artemis Hand den Bauchnabel erreichte. Enttäuscht schaute sie ihre Kammerzofe an. Sie griff sich ein neues Handtuch von dem bereitliegenden Stapel, setzte sich und drehte ihre langen Haare kunstvoll in das trockene Tuch. Dann erhob sie sich und stand, wie Gott sie schuf, vor ihrer Zofe.


    Du bist noch nicht fertig!


    Der Ton war rauher als kurz zuvor. Gleichzeitig spreizte die Kaiserin ihre schlanken Beine. Valerie hatte sich Abstinenz geschworen, aber heute morgen, war sie kurz davor ihren Schwur zu brechen. Zudem hatte Valerie die selbst aufgestellte Regel, immer ihre Finger vom Personal zu lassen, egal ob männlich oder weiblich. Vielleicht lag es an dieser selbstauferlegten Keuschheit, dass sie nun dabei war diese, bisher eisern, befolgte Regel zu brechen.


    MACH!


    Mehr sagte sie nicht und erwartete nur noch den Vollzug.

    Gutes Personal war schlecht zu finden, auch und gerade für den Palast. Aber das war in diesem Falle wirklich nicht der Grund, warum die Kaiserin Artemis bat zu bleiben. Sie hatte gefallen an der ruhigen, unaufgeregten Art der hübschen jungen Frau gefunden. Eigenschaften, die ihr selbst fehlten. Zudem konnte sie sich in ihrer Gegenwart fallen lassen. Sie konnte gerade ein Bad wirklich genießen und es nicht nur als eine Form der Körperhygiene hinter sich bringen.


    Es ist nicht nur dein Dienst, es ist deine ganze Art, Artemis.


    Genießerisch schloss sie ihre großen Augen. So intensiv und gekonnt hatte es selbst ihre Friseurin, Madame Chantall, nicht hinbekommen. Man konnte fast von liebevoll sprechen, wie Artemis ihre Haare behandelte.


    Du strahlst eine Ruhe und Gelassenheit aus, die mir gut tun.


    Valeire behandelte ihre Hausangestellten nicht gerade sanft. Das würde sich auch für Artemis nicht ändern. Schlechte Laune an anderen auslassen, konnte Valerie gut. Artemis jedoch verstand es, sich rechtzeitig darauf einzustellen und ihre Majestät wieder einzufangen. Sie wusste genau worauf Valerie ansprang. So hatte sie, zumindest, für den Moment, einen kaiserlichen Zornesausbruch verhindert.


    Hier könnte ich jetzt stundenlang liegen und mich von Dir verwöhnen lassen.


    Das bezog sich tatsächlich nur auf die Pflege ihrer langen, schwarzen Haare. Seit Robert Duroc in ihrem Leben aufgetaucht war, war Valerie nicht mehr auf der Jagd. Auch wenn Artemis genau der Typ Frau war, den Valerie bevorzugte.

    Die Laune der Kaiserin besserte sich. Immer wieder konnte sie es genießen, wenn man ihre langen dicken Haare wusch und bürstete. Oft dachte sie an ein Pferd, dass auch glücklich zu sein schien, wenn man es striegelte.


    Nein, bleib einfach.


    Sie war zu oft alleine und wollte in deisem Moment einfach nicht nur in der Wanne liegen.


    Du bist jetzt über ein halbes Jahr bei mir. Es war ein chaotisches halbes Jahr. Trotzdem bin ich froh, dass Du geblieben bist.


    In wenigen sozialen Momenten, kam es Valerie in den Sinn über ihr eigenes Verhalten gegenüber dem Personal nachzudenken. Nun war Artemis nicht unbedingt zum Personal zu zählen. Als Kammerzofe hatte sie schon eine hervorgehobene Stellung innerhalb des kleinen Kreises derer die sich direkt um die Kaiserin zu kümmern hatten. Eine Probezeit war nie vereinbart worden, aber ein halbes Jahr, war schon eine Zeit in der man sich für das eine oder andere Entscheiden konnte.


    Ich möchte Dich gerne behalten.

    Scheinbar verstanden sich Mutter und Robert besser als gedacht. Vielleicht hatte Valerie die Situation unterschätzt. Konservativ traf Konservativ. Letztlich ging es um ihre Krone. Trotzdem hätte sie gerne gewusste, über was die beiden so dezent sprachen. Es konnte eigentlich nur um Tradition und das Reich gehen. Sie wusste aus zahlreichen Gesprächen, wie Robert Duroc an diesen, aus Valeries Sicht, alten Zöpfen hing. Ihre Mutter war aus ähnlichem Holz. Ein Fehler, die beiden alleine zu lassen. Denn gerade in diesem Moment machte sie Leonor mit ihrem Jean davon. Einen Augenblick musste sie noch warten, es wäre unhöflich, den gerade angesprochenen Mailk stehen zu lassen.


    Wie ist es Dir ergangen? Was aus mir wurde ...


    Eine Einladung sich mit Malik etwas Abseits zu stellen. Fast unauffällig und mit einem entschuldigenden Lächeln, löste sie sich aus dem Pulk der Diplomaten und mit Malik ein wenig zu plaudern. So sah es zumindest aus, ihre Mutter und Robert hatte sie aber fest im Blick.


    Was aus mir wurde ... ist nicht zu übersehen.


    Ein vermeitlich trauriges Lächeln umspielten ihre vollen Lippen.

    Die Verlockungen eines heißen Bades waren groß. Heute morgen hatte sie ein wenig Zeit. Zudem war der erste Termin mit Serville. Der konnte warten.


    Ein Bad könnte nicht schaden.


    Mit dieser Entscheidung machte sie die Mühen Artemis, ihre Haare zu bändigen, zunichte, aber so würden ihre kalten Füße wieder warm werden. Somit folgte sie dem Rat ihrer Kammerzofe und stieg in das heiße, duftende Bad. Kaum hatte sich die Kaiserin in die Fluten ihrer großen Badewanne begeben, kehrten die Lebensgeister zurück.


    Das tut wirklich gut. Eine wirklich gute Idee.


    Ein wenig besser gelaunt, schaute sie zu Artemis auf.


    Einmal Haare waschen, bitte.


    Bitte! Das Wort kam selten genug über ihre Lippen. Valerie entspannte sich. Seit sie Artemis in ihren Diensten hatte und diese ein Talent entwickelte hatte mit den langen schwarzen Haaren der Kaiserin zurecht zu kommen, waren ihre Besuche bei Madame Chantal seltener geworden.

    Mit einem ungezielten Wurf, feuerte Valerie ihre wassertriefenden Laufschuhe einschliesslich Socken in die erstbeste Ecke. In ihren Augen konnte man das funkeln sehen. Immer ein sicheres Zeichen dafür, dass Valerie bereit war jeden zu fressen, der ihr krumm kam. Ihr langer Zopf war durchnässt und wenn sie den gleich öffnen würde, würde sie aussehen, wie ein geplatztes Kissen. Gut das sie ungeschinkt war. Wortlos nahm sie das Handtuch entgegen, trocknete sich ein wenig das Gesicht und gab es Artemis zurück. Mit schnellen Bewegungen zog sie die Kaiserin vor ihrer Kammerzofe aus. Zunächst das dunkelblaue Trikot, es folgte der enge Sport-BH und dann der Rest. Splitternackt stand Valerie vor ihrer Zofe und zitterte sichtbar.


    Gib mir noch ein Handtuch und dann hilf mir beim entflechten dieses Knüppels der sich mal Zopf nannte.


    Scham kannte sie gegenüber Artemis nicht. Sie zog sich unbekümmert vor ihr aus und an. Wobei sie gerne ihre Hilfe bei bestimmten Kleidungsstücken in Anspruch nahm. Bei allem was geschnürt oder hinten geknöpft werden musste. Jetzt aber erwartete sie das Artemis sie ein wenig warmrubbelte.

    Die Laune der Kaiserin war nicht die beste. Fünf Kilometer gelaufen und bis auf die Haut nass geworden. Mutig, bei tiefhängenden Wolken, auf Regenkleidung verzichtet, kam sie auf dem Rückweg in einen Platzregen vom feinsten. Selbst die alten Alleebäume schützten nicht vor dem prasselnden Regen. Ihre Laufschuhe hatte sie wegen Wassereinbruch bereits ausgezogen. Die letzten Meter bis zu ihrer Wohnung lief sie Barfuß und hinterließ entsprechende Tapsen auf den edlen Teppichen. In ihrer Wohnung angekommen, ging sie sofort ins Bad.


    ARTEMIS! Immer wenn ich Dich wirklich mal brauche .... WO BIST DU?  ARTEMIS!

    Der Neid der umstehenden anderen Diplomaten war deutlich sichtbar, als Malik die vertraute Anrede von damals benutzte. Er war immer noch nicht in der Lage ihren Namen korrekt auszusprechen, was für Valerie aber nicht komisch, sondern sehr vertraut klang.


    Du bist es wirklich! Ich freue mich riesig Dich hier zusehen.


    Fast wäre sie ihm um den Hals gefallen, so aber begnügte sie sich mit einem etwas auf Abstand gehaltenen Küßchen links, Küßchen rechts und dem strahlensten Lächeln dessen sie fähig war. Keinen Gedanken verschwendete Valerie daran, was dieses öffentliche Küßchen für Folgen haben könnte. Immherin gab es Spannungen zwischen beiden Ländern, wenn auch nicht zwischen den beiden Repräsentanten. Diplomatisch ein NoGo und privat kaum zu erklären, dass die Kaiserin an Tag ihrer Verlobung einen anderen Mann auf die Wange küßt, dazu noch einen Ausländer. Für Valerie war dieser Begegnung das Tüpfelchen auf dem i an diesem denkwürdigen Tag.


     Ich würde Dich gerne meinem zukünftigen Mann vorstellen. Aber der steht gerade bei Mutter und ich möchte diese Trautsamkeit nicht unbedingt stören.


    Inständig hoffte das Malik, der ja die Familie aus seiner Zeit in Valeries Umgebung bestens kannte, wusste worauf die Kaiserin anspielte. Malik musste wissen, wie das Verhältnis zwischen Valerie und ihrer Mutter war, so hoffte die Kaiserin zumindest.