Beiträge von Valerie Beauharnais im Thema „8 Schritte“

Die Wiederaufnahme des Spielbetriebes ist mit einem Zeitsprung von sechs Monaten verbunden. Als Faustregel soll hier gelten, dass alle Postings vor dem 01.02.2023 vor dem Zeitsprung anzusiedeln sind, alle Postings seit dem 01.02.2023 nach dem Zeitsprung zu verorten sind. Was in der Zwischenzeit geschehen ist werden wir für die einzelnen Plots separat festlegen und an geeigneter Stelle veröffentlichen. Dies wird zumeist durch ein Posting in den offenen Threads geschehen. Diese Aktion basiert auch auf dem Gedanken, dass der Spielbetrieb gestrafft werden soll um sich auf eine kleine Anzahl von offenen Handlungssträngen fokussieren zu können. Näheres ist noch festzulegen, Fragen können jederzeit an die Kaiserin oder den Seneschall gestellt werden.

    Malik. Du weißt das ich in Sachen Diplomatie nie das Niveau meines Vaters erreichen werde. Du weißt auch, dass alles was ich hier sage, von hunderten von Ohren aufgesaugt wird. Ich meine es Ehrlich.


    Es tat ihr tatsächlich leid. Wiedereinmal war sie nicht klug genug gewesen, die richtigen Worte zu finden. Einen alten Freund gegenüber, war das noch schädlicher, als in einer frei gesprochen Rede anlässlich ihrer Verlobung. Fast hätte sie ihn umarmt, doch das ging absolut nicht.


    Morgen ... zum Mittagessen, bei mir zu Hause im Bariole?


    Es war einfach aus dem Bauch heraus gesprochen. Sie zeigte Gefühl, was seit ihrer Zeit im Chateau When immer weniger geworden war.

    Das Angebot Pahlawan zu besuchen kam überraschend. Der Zeitpunkt war nicht unbedingt geeignet, einen wie auch immer gearteten Besuch zu absolvieren. Die Frage nach seinem Werdegang, war eher rhetorisch, um das Gespräch fortzusetzen. Interessieren würde es sie trotzdem, denn warum trat er plötzlich wieder in ihr Leben? Warum gerade jetzt, wo es Spannungen zwischen Pahlawan und ihrem Reich gab?


    Mich würde es wirklich interessieren. Aber Du hast Recht. Nicht gerade hier und jetzt. Dazu möchte ich mehr Zeit haben, also Du bist hiermit eingeladen, mich auf Bariole zu besuchen, wann immer es Dir passt.


    Gerade noch die Kurve bekommen und seinem Ansinnen auf einen Besuch in Pahlawan vorerst ausgewichen. Für Valerie wurde es Zeit, andere Diplomaten mit dem einen oder anderen Satz willkommen zu heißen und geschickt auf diese Weise wieder zur Familie zurückzukehren.

    Scheinbar verstanden sich Mutter und Robert besser als gedacht. Vielleicht hatte Valerie die Situation unterschätzt. Konservativ traf Konservativ. Letztlich ging es um ihre Krone. Trotzdem hätte sie gerne gewusste, über was die beiden so dezent sprachen. Es konnte eigentlich nur um Tradition und das Reich gehen. Sie wusste aus zahlreichen Gesprächen, wie Robert Duroc an diesen, aus Valeries Sicht, alten Zöpfen hing. Ihre Mutter war aus ähnlichem Holz. Ein Fehler, die beiden alleine zu lassen. Denn gerade in diesem Moment machte sie Leonor mit ihrem Jean davon. Einen Augenblick musste sie noch warten, es wäre unhöflich, den gerade angesprochenen Mailk stehen zu lassen.


    Wie ist es Dir ergangen? Was aus mir wurde ...


    Eine Einladung sich mit Malik etwas Abseits zu stellen. Fast unauffällig und mit einem entschuldigenden Lächeln, löste sie sich aus dem Pulk der Diplomaten und mit Malik ein wenig zu plaudern. So sah es zumindest aus, ihre Mutter und Robert hatte sie aber fest im Blick.


    Was aus mir wurde ... ist nicht zu übersehen.


    Ein vermeitlich trauriges Lächeln umspielten ihre vollen Lippen.

    Der Neid der umstehenden anderen Diplomaten war deutlich sichtbar, als Malik die vertraute Anrede von damals benutzte. Er war immer noch nicht in der Lage ihren Namen korrekt auszusprechen, was für Valerie aber nicht komisch, sondern sehr vertraut klang.


    Du bist es wirklich! Ich freue mich riesig Dich hier zusehen.


    Fast wäre sie ihm um den Hals gefallen, so aber begnügte sie sich mit einem etwas auf Abstand gehaltenen Küßchen links, Küßchen rechts und dem strahlensten Lächeln dessen sie fähig war. Keinen Gedanken verschwendete Valerie daran, was dieses öffentliche Küßchen für Folgen haben könnte. Immherin gab es Spannungen zwischen beiden Ländern, wenn auch nicht zwischen den beiden Repräsentanten. Diplomatisch ein NoGo und privat kaum zu erklären, dass die Kaiserin an Tag ihrer Verlobung einen anderen Mann auf die Wange küßt, dazu noch einen Ausländer. Für Valerie war dieser Begegnung das Tüpfelchen auf dem i an diesem denkwürdigen Tag.


     Ich würde Dich gerne meinem zukünftigen Mann vorstellen. Aber der steht gerade bei Mutter und ich möchte diese Trautsamkeit nicht unbedingt stören.


    Inständig hoffte das Malik, der ja die Familie aus seiner Zeit in Valeries Umgebung bestens kannte, wusste worauf die Kaiserin anspielte. Malik musste wissen, wie das Verhältnis zwischen Valerie und ihrer Mutter war, so hoffte die Kaiserin zumindest.

    Danke Mutter, wir freuen uns auch auf unsere Hochzeit. Zudem freut es mich ganz besonders, dass es Dich erfreut.


    Sie klammerte sich an ihrem Robert fest und hoffte das würde ihr die Kraft geben, ruhig zu bleiben. Zudem gönnte sie sich einen Blick in den Saal, zum Diplomatischen Korps hinüber. Die meisten Gesichter waren ihr von Audienzen und sonstigen Anlässen her bekannt. Daher war der Blick eher gelangweilt. Das änderte sich schlagartig, als sie ein sehr vertrautes Gesicht aus Kindertagen wieder erkannt zu glauben meinte. <Das kann nicht sein! Das Aussenministerium hätte es mir doch gesagt ...>


    Ich glaube es ist Zeit für etwas Diplomatie, schliesslich bin ich auch beruflich hier. Ihr enschuldigt mich für einen Augenblick.


    Prompt ließ sie ihre Familie stehen und ging hinüber zum Diplomatischen Korps. Sie wusste das sie von allen Augen verfolgt wurde. Valerie die Plötzliche, so gefiel sie sich selbst. Dann stand sie vor dem großen kräftigen Mann und schaute ihn mit ihren großen braunen Augen fragend an.


    Malik?


    Dabei neigte sie ihren Kopf leicht nach links, was ihren fragenden Blick noch unterstützte.

    Valerie ließ sich darauf ein. Schließlich musste es sein, wenn auch nur für die Öffentlichkeit. Ihr persönlich war es komplett egal, ob sie den Segen ihrer Mutter hatte oder nicht. Trotzdem strahlte sie als sich im Arm ihres Verlobten dem kleinen Kreis um ihre Mutter zugesellte.


    Sie ist heute so auffallend leise und faucht nicht. Ich glaube meine Mutter wird alt. 


    Flüsterte Valerie auf dem kurzen Weg Robert zu.

    Als ihr Verlobter endlich auftauchte musste sie doch schmunzeln. Vermutlich hatte ihn der kaiserliche Ruf bei einer ganz privaten Angelegenheit überrascht. Valerie klärte Robert schnell über die beabsichtigten "schönen" Bilder für die Presse und das Fernsehen auf und flüsterte ihm zu was sie über seine "verfassungsmässige" Stellung gesagt hatte. Sie hoffte das er nun zumindest wohlwollend nickte.


    Irgendwann sollten wir uns auch zu Mutter und Leonor begeben.


    Nicht ohne einen bedauernden Unterton. Sie hatte das V-Zeichen erkannt, scheinbar hatte sie über Mutter einen Sieg errungen. Die Presse jedenfalls sprang auf die Bilder an. Vermutlich hatte Madame Mere auch ihre Zustimmung zur Hochzeit gegeben. Die hatte Valerie noch nicht von ihrer Mutter erhalten, hatte aber auch in keinsterweise die Absicht, diese einzuholen. So nickte Valerie ihrer Schwester lächelnd zu, als habe sie verstanden, was da V zu bedeuten hatte.

    Die Szene in der Ecke ihrer Mutter, beäugte Valerie skeptisch. Blieb aber wo sie war.


    Um noch einmal die Stellung des Prinzgemahls aufzugreifen. Bisher gab es keine Veranlassung dies Funktion in die Verfassung aufzunehmen und ihr somit einen verfassungsmässigen Rang zu zuordnen. Alleine schon weil es diese Situation noch nicht gab. Erstaunlich finde ich es nur, dass diese Frage bei meinen Eltern nie gestellt wurde. Mama war immer die Kaiserin an der Seite Papas, des Kaisers. Nach der rechtlichen Stellung meine Mutter, fragte niemand. Was ich eben mit meiner Antwort sagen wollte ist, dass ich auf keinen Fall will, dass irgendwelche Rechte alleine aus der Tatsache heraus abgeleitet werden, dass jemand mit der Kaiserin verheiratet ist. Es wird keinen Mitkaiser geben. Dieser Punkt ist nicht zu verhandeln. Daher wäre mir eine klare Regelung über Rechte und Pflichten eines Prinzgemahl auf dem Boden unserer Verfassung am liebsten.


    Selbst wenn dort stehen würde, er hat nur als Hengst zu funktionieren und sonst darf er Golf spielen, würde das Valerie genügen.


    In diesem Sinne dürfen Sie meine Antwort von eben verstehen und zitieren.

    Zunächst hatte Valerie gar nicht mitbekommen, dass Leonor sich zu ihrer Mutter begeben hatte. Erst als die Fotografen sich dort versammelten, bemerkte sie es. Immer noch wütend auf ihren Verlobten, steigerte sich ihre Wut noch einmal. <Was machst Du da, Leonor?>. Versucht die Atergo stehen zu lassen, bemerkte sie noch rechtzeitig, WIE sich Leonor der Mutter nährte, sich fast an sie kuschelte. Die Wut wich einem innerlichen Lachen. Einem lauten innerlichen Lachen. <Du hasst es drauf, kleine Schwester!>. So einfach und so genial. Diese Fotos würden morgen veröffentlicht und in allen Blättern zu sehen sein, mit den entsprechenden Kommentaren. >Du bist ein Pressegenie!>. Mit dieser kleinen Geste zeigte Leonor, wie harmonisch es im Hause Beauharnais zuging. Gespielt, gelogen, aber so glaubwürdig, als wenn es echt wäre. <Ich sollte es Dir überlassen, uns in der Öffentlichkeit darzustellen, kleine Schwester ... ich liebe Dich!>


    Wo waren wir stehen geblieben meine Liebe?

    Wesentlich besser gelaunt als noch vor drei Minuten, gönnte Valerie Chantal ein glöstest Lächeln.

    <Kalt erwischt!>


    Natürlich konnte sie nein sagen, aber dazu sah sich Valerie zu gerne selbst in den 20 Uhr-Nachrichten. Natürlich wäre es schöner mit Robert, aber war das Volk es nicht gewohnt, die Kaiserein alleine zu sehen? Trotzdem versuchte sie noch ein wenig Zeit zu gewinnen. Es gab schon genug worüber sie nachher mit Robert zu reden hatte.


    Scheinbar ist mein Verlobter aufgehalten worden. Ohne ihn würde ich am Tage meiner ... unserer Verlobung ungerne vor die Kamera treten.


    Ein kurzer Wink und einer ihrer jungen Adjudanten kam dienstbeflissen, wenn nicht sogar ein wenig unterwürfig, herbei. Dem Jungen gab sie den Auftrag auf die Suche nach Robert Duroc zugehen.

    Dieser Satz gefiel Valerie außerordentlich. Er drückte alles und nichts aus. Für Robert ein hübscher Denkzettel und für ihrer Kritiker ein Trostpflästerchen.


    Durchaus nicht, meine Liebe. 


    Trotz ihrer Wut auf Robert, wollte sie nicht noch einen draufsetzen und sich darüber auslassen, wie man Robert sinnvoll beschäftigen könnte, zum Beispiel als Festspieldirektor der Filmfestspiele oder als Präsident des Schweinezüchtervereinigung. Letzteres wäre zu fies.


    Sie war nett, diese Chantal, durchaus im Beuteschema der Kaiserin, aber das war vor der Verlobung. Wie sich Valerie noch einmal in Erinnerung rief. Innerlich kochte sie aber vor Wut, weil Robert sich offensichtlich aus dem Staub gemacht hatte. Vor einem halben Jahr hätte sie darüber hinweggelächelt. Doch Valerie hatte sich verändert. Sie war ernster und gewissenhafter geworden. Manche meinten sogar noch unnahbarer, noch arroganter und noch jähzorniger. Vor allem im Hofstaat war Valerie inzwischen gnadenlos. Auch wenn sie es nicht wahr haben wollte, sie wurde mehr und mehr wie ihre Mutter. Die Menschen die direkt mit ihr zu tun hatten, konnten ein Lied davon singen. Und nach dem sich Robert verdrückt hatte, wurde es Zeit, auch ihm die Krallen zu zeigen und ihn ein wenig zu demütigen.


    Er ist Prinzgemahl!


    Valerie blieb einsilbig.


    Robert wird mich in meinem Dienst unterstützen. Es wird viel spekuliert, meine Liebe. Aber lassen Sie es mich so sagen, in welcher Funktion er dies tut wird, wird sich nach der Verfassung und nicht an dem persönlichen Wunsch der Kaiserin zu richten haben. 


    <Und schon gar nicht nach den Wünschen des Herren Prinzgemahl!>


    Valerie war wütend und teilte aus.

    Mit einem flüchtigen Blick sah Valerie zu ihrer Mutter hinüber. Sie wusste, dass Madame Mere keinen öffentlichen Skandal verursachen würde. Dazu stand auch für Eleonor Beauharnais zu viel auf dem Spiel. Egal was sie vorhaben sollte, hier galt es Familie zu zeigen und das tat sie, wenn auch zähneknirschend. Natürlich wusste die Kaiserin genauso gut, dass es nicht an den Einschüchterungsversuchen lag, dass ihre Mutter so brav war. Madame Mere wählte einfach das kleinere Übel. Tante Anais verhielt sich ähnlich. Die Einzige die dazwischen stand und recht hilflos wirkte war ihre kleine Schwester. Aber sie hatte ihren Freund an ihrer Seite, den stolzen, frischgebackenen und hochdekorierten Commandant Jean Custine. Er würde Leonor beschützen, dazu war er der richtige Mann. Also war alles soweit beruhigend und man konnte sich auf andere Dinge konzentrieren. Wie auf diese hübsche Reporterin.

    Robert kannte sie wohl besser, ihr war Chantal ziemlich unbekannt. Was letztlich bedeutete, dass sie alles tun würde um bekannt zu werden. Ein Umstand den man nutzen konnte. Mit einem freundlichen Lächeln, schaute die Kaiserin der jungen hübschen Frau in die Augen. <Beherrsche Dich. Du hast dich gerade verlobt!>


    Ich freue mich das Sie es einrichten konnten, hier zu sein.

    Ein wohliger Schauer lief ihr den Rücken hinunter, als Robert ihr sanft, fast unmerklich, den Hintern tätschelte. Sie genoss es.


    Die Besenkammer hat ihren Reiz.


    Am liebsten wäre sie diesem Reiz erlegen, doch die Pflicht rief. Die Blicke von Chantal de Atergo waren Valerie nicht verborgen geblieben. <Was für ein schöner Name>.  Pahlawan, Anturien oder Atergo, das ist hier die Frage. Valerie entschied sich für die Trägerin des schönen Namens. Botschafter sind es gewohnt zu warten, Pressevertreterinnen nicht unbedingt.


    Chantal hat wohl Gesprächsbedarf, wie mir scheint.

    Einem vorbeigehenden Diener gab sie ihren Teller und nahm die Hand Roberts.


    Ich bin gespannt, was Sie will. Du auch?

    Einen Moment lang hing Valerie ihren Gedanken nach. Der mehr oder weniger kleine Kreis hatte es in sich. Eine Menge Gespräche voller Geduld, Drohungen und Versprechungen waren nötig, um zumindest den Anschein eines normalen Familienlebens zu erwecken. Und nun standen sie in einem Saal, die verrückten Weiber von Bariole. Wie Boxer in ihren Ecken. Madame Mere, in der einen, Tante Anais in einer anderen. Leonor in Begleitung ihres Jean und Cousine Stephanie. Robert holte sie mit seiner Bemerkung über Anielle wieder zurück.


    Ja ... ja ... ich könnte nach der Aufregung etwas vertragen.


    MIt einem Lächeln überspielte sie ihre kurze Verlegenheit, als Robert das Fehlen Anielles ansprach. Oh ja, es gab Zoff, reichlich Zoff, als ihre ehemalige Geliebte von Robert erfuhr. Geschrei, Weinkrämpfe und literweise Tränen. Man sprach seit dem nur noch das nötigste miteinander und ging sich sonst aus dem Weg. Langsam und lächelnd, ging sie zum Buffet. Nahm sich geistesabwesend einen kleinen Teller und bediente sich.


    Anielle ist ganz offiziell entschuldigt. Ein unaufschiebbarer, lange geplanter Besuch an der Militärakademie. Was würden die Studenten denn denken, wenn die Connetable d'Outremer nicht bei der Verleihung der Offizierspatente dabei wäre?


    Ein verkrampftes Lächeln gefror in ihrem schönen Gesicht. Natürlich waren Gerüchte im Umlauf gewesen, über das ganz besondere Verhältnis der Kaiserin zu ihrer Connetable. Aber es waren Gerüchte. Der heutige Tag sollte auch diese zum Verstummen bringen. Seit sie Robert lieben gelernt hatte, war mit Frauen im Bett der Kaiserin schluß. Was aber ehemalige Gespielinnen nicht davon abhielt, sich immer mal wieder in Erinnerung zu bringen. Valerie blieb standhaft.


    Müssen wir noch lange hierherum stehen oder können wir uns bald zurückziehen?


    Leise und kaum hörbar hauchte sie diesen Satz in Roberts Ohr. Valerie war auf den Geschmack gekommen.

    Deutlich merkte Valerie das sich Robert entspannte. Sie hatten gewonnen, vermutlich nur einen Punkt, aber einen wichtigen Punkte. Das Spiel ging weiter. Es dauerte eine Zeit bis sich Valerie noch einmal Gehör verschaffen konnte. Artig bedankte sie sich, natürlich auch im Namen Roberts, für die Zustimmung und beendete diese Veranstaltung mit einem grandiosen Lächeln.


    Um aber nicht gleich wieder in ein Fettnäpfchen zu treten und es den Protokollfetischisten Recht zu machen, achtete Valerie beim verlassen des Thronsaal darauf, dass Robert 8 Schritte hinter ihr ging.

    Als sich Robert den Ring vom Finger zog und ihn an den Grand Maitre de Ceremonies übergab, wurde Valerie erst bewusst, was sie da von ihrem zukünftigen Mann verlangte. Er gab alles auf, wofür er gelebt und gearbeitet hatte, für sie, für Valerie. Es musste dringend etwas her, was zu Robert Duroc passte und zwar schnell. Doch dazu war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.


    Obwohl die Anwesenden eigentlich hätten wissen können, wenn nicht sogar hätten wissen müssen, warum die Kaiserin eingeladen hatte, erzeugte die Ankündigung eine Art von Schockstarre. Einen Augenblick blieb es still im Thronsaal. Selbst bei den versammelten Medien blieb es ruhig. Nicht einmal das Klicken der Kameras war zu vernehmen. Doch dann ging ein Ruck durch die Reihen. Valerie bekam gar nicht mit, wer denn zuerst VIVAT gerufen hatte, wer zuerst applaudierte. Ein General rief sogar, es lebe die Kaiserin, es lebe der Prinzgemahl. Dabei schwenkte er seinen Hut. Der Applaus wurde lauter, die Rufe ebenso. Das Blitzlichgewitter kam den beiden wie eine Wand entgegen. Fast klammernd suchte Valerie die Nähe zu Robert. Sie oder Robert mussten nun noch etwas sagen, einen Satz der diese Veranstaltung beendete und sie sich zurückziehen konnten. Diesmal dann streng nach Protokoll, der Prinzgemahl 8 Schritte hinter der Kaiserin.

    Sanft drückte Valerie ihre Lippen auf seine. Ihr war danach, auch wenn der Hofstaat zusah. Egal, sie war verliebt und das über beide Ohren. Es wurde Zeit. Der Grand Maitre de Ceremonies schaute leicht genervt auf seine Uhr und setzte sich damit auf die imaginäre Abschussliste seiner Chefin. Provokativ nahm Valerie Roberts rechte Hand. Nebeneinander betraten sie den Flur der zum Thronsaal führte. Der Grand Maitre de Ceremonies kochte, dass war nicht zu übersehen. Damit war es aber zunächst genug der Provokation. Valerie konnte nach der Wiederherstellung ihrers Kaisertums nicht gleich alle Regeln und Konventionen über Bord werfen. Ein leichter, kurzer Druck ihrer Hand und sie musste ihren Robert loslassen.


    Gewohnt dezent elegant gekleidet, betrat eine selbstbewusste Kaiserin den Thronsaal. Festen Schrittes stieg sie die drei Stufen der Empore hoch, auf dem der einsame Thron Outremers stand. Sie setzte ihr hinreissendes Lächeln auf, als sie hinter dem Rednerpult stand. Darauf die vorbereitete Rede, in einer Mappe. Hinter ihr, unterhalb der Empore, hatten Leonor, die Regierung und ihr Hofstaat Aufstellung genommen. Valerie schaute auf das Papier und dann in den Saal. Dort versammelt waren die Vertreter der Parlamentskammern, der Obersten Reichsinstanzen und des Militärs. Dazu das Who ist Who der gesamten Presse. Kurz schloss sie die Augen und klappte die Mappe mit der Rede zu. Wie sie es gewohnt war, suchte sie sich einen Fixpunkt im "Publikum", es traf Bibiane "Bebe" Briller-Los, die Klatschreporterin der IMAGE-Zeitung. Mit ihrer dunkeln, doch warmen Stimme begann Valerie ihre bisher wichtigste persönliche Rede, frei und ohne Manuskript.


    Bürgerinnen und Bürger Outremers,
    seit meiner Krönung als Imperatrice d'Outremer, als Erste Dienerin des Reichs, habe ich erleben dürfen, das ich ihre Zuneigung und Unterstützung bekam, dass sie mir meine Fehler und anfänglichen Unzulänglichkeiten nachsahen. Bis heute habe ich die Liebe und Zuneigung die mir entgegen gebracht wurde, dankbar entgegen genommen, ohne mein Glück teilen zu können.

    Pause. Breitlächelnd fuhr Valerie fort.


    Ich übertreibe nicht, wenn Ich Ihnen sage, das auch die Kaiserin, das auch Valerie Beauharnais, eine Frau ist. Eine Frau mit Gefühlen und Emotionen, ganz aus Fleisch und Blut ...  mit einem Herz. Und somit bin auch ich, in der Lage mich zu verlieben. So zu verlieben, dass ich den Mann für ein gemeinsames Leben gefunden habe. Den Mann den ich heiraten werde, weil ich ihn liebe, unendlich liebe.


    Stolz hob sie den Kopf, schaute sich nach Robert um und streckte ihre rechte Hand aus, um ihn auf die Empore zu bitten. Als Robert neben ihr stand, sprach sie mit fester, aber sanfter Stimme weiter.


    Wir, Robert Duroc, Duce de Gatatone und ich, Valerie Beauharnais, Imperatrice d'Outremer geben hier und heute, vor Ihnen allen unsere Verlobung bekannt. 


    Etwas fester als eben, drückte Valerie die Hand Roberts und strahlte in die Menge der Anwesenden. Ihr Glück und ihre Liebe konnte man förmlich spüren.

    Heute sollte also der Tag sein, an dem Valerie der ganzen Welt ihre Verlobung mit Robert Duroc bekannt geben wollte. Sie würde etwas bekannt geben, was längst bekannt war. Die Presse war voller Spekulationen und die Yellowpress ging nicht gerade zimperlich damit um. Inzwischen wusste sie, wie sensibel Robert sein konnte. Für die Liebe hatte er Amt und Würden aufgegeben, nur um dann acht Schritte hinter der Frau herzugehen, die er liebte. Das nagte. Valerie liebte ihn zu sehr, um das zu übersehen und wusste, dass sie es auf die eine oder andere Weise wieder gut machen würde. Gerade weil die Presse sich über ihn das Maul zerriss und ihn als Valeries Deckhengst oder Grand Etalon d'Empire lächerlich machte, musste die Sache offiziell werden. Bevor sie also in den Thronsaal des Bariole gingen, musste Valerie ihren geliebten Robert aufmuntern. Mit einem Kuss und einem Lächeln war es nicht alleine getan.


    Du hast letzte Nacht einmal mehr bewiesen, dass man dich mit Recht als Hengst bezeichnet. 


    Sie bezog sich auf eine Schlagzeile in IMAGE der blutigsten Zeitung des Reichs und dachte an die vergangene Nacht, an die unendliche Zärtlichkeit und den befreienden Höhepunkt nach gefühlten Stunden unbändiger Lust. Ihre Arme umschlangen seinen Hals und ihre vollen Lippen suchten die seinen.


    An den Dreck der in den Zeitungen steht oder in irgendwelchen TV-Magazinen verbreitet wird, werde ich mich nie gewöhnen. Damit leben müssen wir leider. Aber wem sage ich das? Du bist lange genug im "Geschäft".


    Eines wollte Valerie aber auf jeden Fall ändern. Diese acht Schritte! Davon hatte sie auch erst erfahren, als sie vom Grand Maitre de Ceremonies darauf hingewiesen wurde. Das war Robert unwürdig! Sie wollte einen Mann an ihrer Seite und nicht acht Schritte hinter sich haben. Schließlich stand ihre Mutter auch neben dem Kaiser, obwohl sie im Grunde nichts anders war, als Robert Duroc für Valerie. Auf diesen Kampf mit dem Hofamt freute sie sich!


    Bereit der Meute zu geben, was die Meute verlangt?


    Lächelnd nahm sie seine Hände und küsste jeden Finger.