Als Serville gegangen war, orderte sie bei Bernadette noch einen Kaffee und widmete sich der Unterschriftenmappe.
Das erste was sie unterschrieb war ein Gnadengesuch eines zum Tode verurteilen Mörders, der nun sein Leben lang auf einer Gefängnisinsel dahin vegetieren durfte. Ob das wirklich eine Begnadigung war, fragte sich Valerie. Das zweite Gesuch unterschrieb sie mit leichter Hand. Sie erließ einem der wohl bekanntesten Betrüger des Reiches, Armand Lupin, die letzten zwei Jahre seiner Haftstrafe. Das dieser Mann überhaupt sitzen musste, war für Valerie schon ein Unding. Dabei hatter doch nur bekannten und weniger bekannten Royalisten Geld mit dem windigen Argument abgeknöpft, dass sie damit die alten Zeiten zurückbekommen würden, wenn man das Kaiserreich nur finanziell ruinieren würde.
Das neue Jagdgesetz war ihr gleichgültig. Sie jagte nicht und wenn dann zweibeinige Schönheiten, die fielen aber nicht unter diese Novilierung. Ebenso schnell war ihr Valerie unter das Dokument gesetzt, dass Leonors Leibwächter verdientermassen beförderte.
Dann aber schien sich es als ob sich die goldene Feder ihres altmodischen Federhalters verbiegen wollte. Der Antrag der Orientale Line war schon imposant, auf Pergament und mit allen Unterschriften der Geschäftsleitung. Ebenso imposant wie das Schiff selbst. Valerie kannte sich mit Schiffen aus und konnte sich vorstellen, was für ein gewaltiger Dampfer den Namen ihrer Mutter tragen sollte. 345 Meter lang, eine Bruttoraumzahl von 145.000! Zwar nicht das größte seiner Art, aber eines der größten.
Valerie lehnte sich zurück, schloss ihre schönen braunen Augen und dachte nach.
<Elenore Beauharnais soll dieses schöne Schiff heißen. Ein stinkender Fischkutter würde es auch tun. Leider habe ich keine abgetakelte Fregatte die man kurz vor der Verschrottung noch umbenennen könnte! Also in Gottesnamen! Amen!>
Es schien als ob sie dem armen Federhalter die Luft abdrücken würde, so feste drückte sie die Feder auf das Pergament. Jetzt war ihre Laune sehr nahe am Siedepunkt. Valerie stand von ihrem Sessel auf, ging auf Strümpfen zum großen Fenster und sah auf die schönen Parkanlagen ihres offiziellen Dienstsitzes. Unten sah sie einen sehr hübschen weiblichen Lieutenant. Sie stand dort einfach und unterhielt sich mit einem Beamten der Verwaltung. Valerie war begeistert von der jungen Frau. Sie klingelte nach Bernadette, als diese neben ihr stand und ebenfalls nach unten sah, hatte die kluge Bernadette verstanden.
Wäre Ihnen heute Mittag recht, Majestät?
Valerie nickte und ihre schlechte Laune war schlagartig verschwunden.