Beiträge von Claude Serville

Die Wiederaufnahme des Spielbetriebes ist mit einem Zeitsprung von sechs Monaten verbunden. Als Faustregel soll hier gelten, dass alle Postings vor dem 01.02.2023 vor dem Zeitsprung anzusiedeln sind, alle Postings seit dem 01.02.2023 nach dem Zeitsprung zu verorten sind. Was in der Zwischenzeit geschehen ist werden wir für die einzelnen Plots separat festlegen und an geeigneter Stelle veröffentlichen. Dies wird zumeist durch ein Posting in den offenen Threads geschehen. Diese Aktion basiert auch auf dem Gedanken, dass der Spielbetrieb gestrafft werden soll um sich auf eine kleine Anzahl von offenen Handlungssträngen fokussieren zu können. Näheres ist noch festzulegen, Fragen können jederzeit an die Kaiserin oder den Seneschall gestellt werden.

    Immer noch schaute sich Serville um. Dann sah er durch das offene Tor, dass ein Auto den Hügel hinab fuhr. Da es nicht sonderlich schnell war, ging Claude davon aus, das es rollte. Ob jemand hinter dem Steuer saß konnte er ebenfalls nicht erkennen. Plötzlich rief eine männliche Stimme, dass man das Auto stoppen sollte, gefolgt von einem lauten Pfiff. Claude sah den jungen Mann der auf das Auto aufmerksam gemacht hatte. Er handelte sofort.


    Jusac! Die Kaiserin!


    Der Capitaine der Gendarmerie reagierte sofort, zog die Kaiserin von ihrem Stuhl, nahm ihre Hand und zog sie in Richtung Hauptgebäude.


    Claude war, wie immer, unbewaffnet, trug jedoch die Uniform eines Colonels. Kraft dieser deutlich sichtbaren Autorität, brüllte er den Fahrer des Mannschaftstransporters an, er möge seine Karre in die Toreinfahrt stellen und dann schleunigst verschwinden. Bevor der Fahrer dem Befehl nachkommen konnte, schlossen zwei zivile Polizisten das schwere Eichentor. Der Mannschaftstransporter wurde rückwärts gegen das Tor gestellt. Alle die in der Nähe des Tors waren, nahmen sprichwörtlich die Beine in die Hand und suchten Deckung. Selbst der penibel gekleidete Serville warf sich hinter einem großen Baum auf den Boden. Wer weiß schon was für eine Höllenmaschine in dem Auto steckte.

    <DAS kann sie wirklich gut. Wieder zwei Menschen gewonnen, die sich für ihre Kaiserin in Stücke hauen lassen würden. Das selbe einnehmende Wesen, wie es ihr viel zu früh verstorbener Vater hatte. Charisma nennt man das wohl.>, dachte Serville.


    Er begrüßte die beiden Herrn und ließ sich informieren. Viel wusste man nicht. Vermutlich eine Einzelperson mit einem normalen Jagdgewehr. Keine Spezialmunition, vor allem aber ohne Schalldämpfer. Der Schütze wollte das man den Schuss hörte oder er war einfach nur unbedarft. Die Gendarmerie suchte derzeit die nähere Umgebung ab und auf den Straßen rund um Brieuc waren Straßensperren errichtet worden. Das Personenschutzkommando von Madame Mere wurde ebenfalls informiert, da das Schloss der Kaiserinmutter nur 30 Kilometer weit entfernt war. Mehr könnte man derzeit noch nicht sagen. Die Befragungen des Personals laufe noch.


    Dann wollen wir hoffen, dass es für heute genug Aufregung war.


    Claude schaute sich um. Er war lange genug Soldat um zu wissen, dass nicht alles so war wie es aussah. Zudem hatte er ein mulmiges Gefühl im Bauch. Der Instinkt eines Soldaten. Der siebte Sinn, wenn man im Gefecht überleben wollte. Diese friedliche Stille, beunruhigte ihn.

    Dank seiner Erfahrung und dem Talent seiner Kaiserin nicht immer alles so zu berichten, wie es hätte sein müssen, war dieses Attentat gescheitert. Den als Gaston Gabin, der Oberstallmeister des Gestüts Brieuc beim ihm anrief und mitteilte, dass die "flüchtige" Kaiserin bei ihm auf dem Hof war, wusste Claude was zu tun war.Er telefonierte mit dem Abteilungsleiter der Gendarmirieabteilung des Polizeiministeriums, dieser dann mit dem Chef des Gendarmeriekommandos Brieuc. Kurze Zeit später rückte der Bereitschaftszug des Kommandos zum kaiserlichen Gestüt aus und hielt sich versteckt in der Nähe auf. Gabin wurde die Rufnummer Jusacs mitgeteilt und der Rest ist Automatismus.


    <Alles noch mal gut gegangen>, dachte Claude als er im Hubschrauber saß und nach Brieuc flog, <Übers Knie legen sollte man Dich trotzdem, Majestät!>


    Als Serville schliesslich ankam, waren die polizeilichen Maßnahmen schon im vollen Gange. Es wimmelte von Gendarmen und Kriminalpolizisten. Er traf die verstaubte und etwas derangierte Kaiserin auf einem Stuhl im Schatten eines Baumes sitzend, im Gespräch mit einem Capitaine der Gendarmerie, vermutlich Jusac und einem Zivilisten. Wie immer schien Valerie die Herrin der Lage zu sein. Sie scherzte mit Jusac und ihre kehliges Lachen war weithin zu hören. Auf dem Weg zu ihr, sah er den Sportwagen der Kaiserin mit zerschossenen Fenstern.


    Er machte eine stramme Ehrenbezeugung vor seiner Kaiserin. Irgendwie war er stolz auf seine Kaiserin, die sich offensichtlich ganz gut geschlagen hatte. Auch wenn er sie immer noch gerne übers Knie legen würde.

    Ihr jetzt zu widersprechen war nicht angeraten. Claude kannte seine Chefin. Sie hatte eine Meinung, ihre Meinung! Damit war zunächst die Sache gestorben. Er war nicht Anielle Saint-Juist, die es immer wieder fertig brachte, die Kaiserin zu überreden. Zu dem war er auch nicht in ihrer Position.


    Gut Majestät, versuchen wir es auszusitzen. Keine Stellungnahme! Kein Kommentar! Im Stillen den Unruhestiftern auf die Spur kommen und zufassen. .... Ich habe verstanden, Majestät.


    Sollte es so sein, wie Valerie es sich ausgemalt hatte, dann war es gut. Sollte das Gegenteil eintreten, würde sie ihre Meinung schon ändern. Daran ist aber im Moment nicht zu denken. Claude hatte seine erhöhten Sicherheitsvorkehrungen sowieso schon ohne ihr Einverständnis verstärkt und wusste das die Damen und Herrn auf seiner Ebene, genauso reagierten. Praktiker unter sich. Keine Politiker! Ein Grinsen konnte sich Serville nicht verkneifen.

    Majestät, die Gefahr geht von der Minderheit aus, die ihre Politik nicht mitträgt. Vom Volke gewählt, waren ihre Worte. Das hat alle die die am Rand unserer Gesellschaft stehen, in Rage versetzt. Von den Monarichsten, über die Republikanern, bis zu den Jakobinern.


    Er nahm sich einen Zettel vom Schreibtisch und las vor.


    Unsere geliebte Kaiserin hat sich vom Volke wählen lassen, niedlich und weltfremd. Das ist noch ein wirklich netter und sympathischer Kommentar. Das verwöhnte Blag verwechselt den gesteuerten Senat mit dem Volk. Sie sollte doch noch Staatsrecht studieren, dieser Kaiserin von anderer Gnaden! Der ist schon heftiger, aber der hier hat es in sich: Warum schlachten wir diese dumme Gans nicht einfach, wie es sich für dumme Gänse gehört?  Schleifen wir ihren wohlgeformten Körper durch die Straßen Corinnis! Viva la Revolution!.


    Dann war Schluss mit Geduld.

    Natürlich berichtete Serville nicht von den E-Mails und den Telefonaten der letzten Nacht, auch nicht von der Telefonschalte mit seinen Kolleginnen und Kollegen in den Ministerien, aber von dem was im Internet los war.


    Majestät diese beiden kleinen Worte in ihrer, sonst so perfekten Rede, haben für einen Aufschrei in den sozialen Medien gesorgt. Oder um es moderner auszudrücken, einen Shitstorm ausgeklöst.


    Valerie blieb gefährlich ruhig, er sah nur wie ihre schönen Augen blitzten und sie fast wie Zeus diese Blitze in seine Richtung schleuderte.

    Höflich wie immer, erhob sich Serville, grüße zackig und machte ein düsteres Gesicht. Das genaue Gegenteil von Valeries zur Schau getragener Guten Laune.


    Guten Morgen, Majestät.


    Als er wieder Platz genommen hatte, schaute er seiner Chefin ins Gesicht. Er ließ sich weder von der guten Laune, noch von ihren hübschen Beinen ablenken.


    Haben Sie Heute schon in den offiziellen Flitter-Account des Palastes geschaut, Majestät?


    Serville hasste es direkt zur Attacke zu blasen und bevorzugte das leise heranpirschen an das Problem, doch diesmal war Eile geboten. Auch wenn die Reaktion seiner Kaiserin der Explosion einer 250 Kilo-Bombe gleichen würde.

    Die ganze Nacht hatte Claude telefoniert und E-Mails geschrieben. Ganz der treue und verlässliche Privatsekretär ihrer Majestät versuchte er, den Fauxpas Valeries klein zu halten. Bei verschiedenen Medienmogulen, Herausgebern, Verlegern und Chefredakteuren hatte Serville "Gefallen" eingefordert oder einfach dezent Konsequenzen in Aussicht gestellt, für den Fall, dass dieser "kleine Versprecher" ihrer Majestät der Kasierin zu sehr aufgebauscht werden sollte. In der Tat hielten sich die meisten Blätter, Radio- und TV-Sender an diesen "Wunsch" des Palastes. Im Internet jedoch, brodelte es. Auf manchen Plattformen überschlugen sich die Kommentare. Von einfachen Unmutsäußerungen bishin zum Aufruf die schöne Kaiserin doch einfach zu schlachten, war alles vertreten. Serville hatte schon eine Telefonschaltkonferenz mit den Vertretern der zuständigen Sicherheitsbehörden abgehalten, die in die wirkliche Arbeit eingebunden waren, sozusagen auf Arbeitsebene, ohne die Führungsspitzen zu behelligen. Diese Art von kurzem Dienstweg, hatte sich eingespielt und war effektiv. Es war dann Sache dieser hohen Beamten, ihre Führungsspitzen von den Massnahmen zu informieren oder auch nicht.


    Noch einen Kaffee und dann würde er die Kaiserin aufsuchen.

    In seiner eleganten Junggesellenwohnung in einem der vornehmen Bezirke Corinnis, hätte sich Claude Serville fast an seinem Feierabend Pastis verschluckt. Die Landesweit ausgestrahlten Nachrichten und die darin enthaltene Redepassage der Kaiserin verschlugen ihm die Sprache. <Vom Volke gewählt! WAS in aller Welt hat Dich da geritten, Majestät?>. Wut stieg in ihm auf, denn im Manuskript dieser Rede stand "als gewählte Kaiserin", aber nichts davon, wer sie denn gewählt hatte. Nur gut das zumindest bei EOTV der Kommentator gnädig damit umging und sich auf das konzentrierte, was die Rede eigentlich aussagen sollte. Aber EOTV war kaisertreu. <Ab und zu, sollte man Dich übers Knie legen, Valerie!>. An Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Claude konnte sich vorstellen, was in den sozialen Netzwerken und in der nicht so freundlich gesinnten Presse spätestens Morgenfrüh los sein würde. So schnappe sich Claude seine Wagenschlüssel und fuhr zurück zum Palast.

    Nur noch die üblichen Unterschriften, Majestät. Zwei Gnadengesuche, eine Unterschrift unter die Novelle des Jagdgesetz, die Genehmigung das größte Kreuzfahrtschiff der Orientale Line auf den  Namen Eleonor Beuanharnis taufen zu dürfen und letztlich die Beförderung von Marco La Rue zum Capitaine der Garde. Sie wissen bei Beförderungen innerhalb  der Garderegimenter müssen ihre Majestät dieses Beförderung aussprechen.


    Er überging die Unterschrift, die einen Zornesausbruch seiner Chefin geradezu herausforderte, mit verwaltungstechnischem Geschwätz. Vorsichtshalber packte Claude seine Sachen zusammen und hoffte noch rechtzeitig das kaiserliche Büro verlassen zu können.


    Und tatsächlich wurde er von Valerie einsilbig mit einen kurzen Danke verabschiedet.

    Anschiss angekommen! Wenn er auch nicht so heftig ausgefallen war, wie Serville es von seiner Chefin gewohnt war.


    Das ist natürlich selbstverständlich.


    War es eigentlich nicht. Bis vor kurzem traf Valerie alle Entscheidungen bezüglich ihrer kleinen Schwester ohne deren Mitwirkung. Serville musste noch lernen, das Valerie ihre Schwester inzwischen mit anderen Augen sah. Warum auch immer. Valerie, die Wundertüte!


    Wenn Majestät wünschen, würde ich Doktor Beshir gerne einbinden und ihn bitten, Prinzessin Leonor sanft auf ihren ärztlichen Beistand vorzubereiten. Da wir beide ihre Schwester gut kennen, wäre es vermutlich besser, wenn ihre Majestät dieses Thema nicht ansprechen. Sondern darauf warten bis Prinzessin Leonor sie davon unterrichtet.


    Eines kann man Serville nicht nachsagen, nämlich das er nicht lernfähig war. Er hatte den Anschiss gut verdaut und das Beste daraus gemacht.

    Aporpos Prinzessin Leonor.  Doktor Beshir hat mir einen Vorschlag unterbreitet, der mir sehr vernünftig und im Bezug auf den Gesundheitszustand der kaiserlichen Hoheit angeraten zu sein scheint. Er bittet mich, die Genehmigung ihrer Majestät einzuholen, dass der Prinzessin eine Art Leibarzt zugeordnet wird, der sie ständig und unauffällig begleitet. Einen geeigneten Kandidaten hat er bereits vorgeschlagen. Ein junger Arzt der im Gefolge der Prinzessin nicht auffallen würde. Leon Borax, heißt der gute Mann und ist Psychologe von Beruf. Seine Akte ist makellos. Ich sehe keine Gefahr für die Prinzessin oder das Haus Beauharnais.


    Hier unterbrach ihn Valerie.

    Selbstverständlich hatte Marco Serville telefonisch von dem unterrichtet von dem was vor der rue des roses No. 1 passiert war und sich bis zum Palais Bariole zugetragen hatte. Er stand am Fenster seines Büros und sah, wie Jean Custine mit seinem Wagen brav durch das Tor fuhr. Irgendwie war Claude enttäuscht. Der Kavalier brachte seine Dame brav nach Hause. Doch dann sah er wie der knallgelbe Preston Martini plötzlich drehte und mit quietschenden Reifen und röhrendem Motor zurück zum Tor raste.


    Na endlich! Du hast mich doch nicht enttäuscht! Macht euch eine schöne Zeit.


    Claude sprach selten mich sich selbst, aber diesmal war es ein Bedürfnis.


    Auf seinem Mobiltelefon drückte er die Taste die ihn mit Marco verband. Der hatte Chloe rausgeschmissen und gerade seinen Dienstwagen gedreht.


    Marco, Sie folgen dem Wagen auf keinen Fall. Sie haben ihre maximale Dienstzeit bereits überschritten! Sie verstehen mich! Ab sofort haben sie drei Tage Urlaub! Und noch etwas. Sie haben sich vorbildlich verhalten! Machen Sie sich keine Sorgen.


    Dann legte er auf, weil ein weiterer Anrufer in der Leitung war. Der Hauptmann der Wache. Den aufgeregten jungen Mann konnte Serville noch so eben davon abhalten, Großalarm auszulösen, weil ein Mitglied des Kaiserhauses offensichtlich entführt wurde. Ein kurzer, knackiger Befehl und die Sache war erledigt. Er deckte Leonor und Jean den Rücken. Er wusste das der Prinzessin ein Mann wie Jean Custine gut tat.

    Zufrieden las Claude diese Mail. Er hatte sich auch einen alten Cognac eingeschenkt, den er wirklich genoss, denn Claude trankt selten bis nie. Als er den Passus über die Neigung Leons las, fiel ihm die Entscheidung noch leichter. Vermutlich war diese Neigung der seiner Chefin nicht unähnlich. Das brachte die Chance das sich der junge Mann in die Prinzessin verlieben würde, gleich auf 0.


    E-Mail:


    Ich stoße auf uns an, mein lieber Freund.


    Ich sehe keinen Grund warum, wir Leon nicht Leonor an die Seite stellen sollten. Zumindest so lange, wie es gesundheitlich erforderlich ist. Letztlich muss aber Leonor mit ihm auskommen und daher kann ich die Einstellung nur vorschlagen. Wie ich die beiden Schwestern kenne, werden sie sich beraten, also wird auch ihre Majestät einbezogen sind. Die kleben zusammen wie Klebstoff. Und das ist gut so!


    Sehen wir zu, dass wir Beiden gerecht werden.


    Claude

    Lieber Julian,


    ich danke Dir für deinen ausführlichen Bericht. Deine Angaben decken sich, ich will fast schon sagen, leider, mit den Vermutungen der Kaiserin. Beweisen konnten sie dies bisher natürlich nicht. Aber ihrer Majestät hatte schon immer den Verdacht, dass ihre Schwester unter Drogen stand, beeinflußt und gesteuert wird. Sie hat auch schon einen, nun mehr als begründeten, Verdacht gegen eine Person aus ihrem direkten familiären Umfeld. Daher hat sie dieser Person jeglichen Kontakt zur Kaiserin und der kaiserlichen Hoheit untersagt. Von einer Fortsetzung dieser Vergiftung kann man nach diesem Erkenntnisstand, nicht weiter ausgehen. Was aber nicht bedeutet, dass man vor anderen Arten der Einflußnahme geschützt wäre.

    Was die körperliche und seelische Erholung der Prinzessin angeht, so will ich deinen Vorschlag mit der Kaiserin besprechen.Über einen längeren Urlaub haben die beiden Hoheiten bereits selbst nachgedacht. Die erste, wenn auch vage Planung, war ein gemeinsamer Urlaub am Meer. Aber das wird wohl erst im neuen Jahr und nach der Krönung ihrer Majestät machbar sein.

    Was della Rovere angeht, so wird ihre Majstät sicher zustimmen. Was den Freund und ständigen Begleiter betrifft, wird die Kaiserin vorsichtiger sein. Dein Vorschlag dass dieser Freund möglichst medizinisch vorgebildet sein sollte, leuchtet mir ein. Doch hat unsere Kaiserin ein durch nichts zu begründendes Misstrauen gegen Psychodocs, wie sie die Vertreter diese medizinischen Fachschaft bezeichnet. Aber ich werde in dieser Richtung bei ihrer Majestät vorstellig werden.
    Zudem gibt es wohl seit ganz kurzer Zeit einen jungen Mann, der wohl mehr ist als einer der üblichen Partybekanntschaften der Prinzessin. Er macht einen ganz soliden Eindruck. Ist nicht käuflich und im besten Sinne Ritterlich. Mein Eindruck ist, dass ihr dieser junge Mann ganz gut tut. Ich halte Dich natürlich über diese Beziehung auf dem laufenden. Auf ausdrücklichen Befehl ihrer Majestät, wird Prinzessin Leonor nicht mehr so engmaschig überwacht, wie das einmal der Fall war. Aber das ist ein Teil der kaiserlichen Widergutmachung und ihrer tiefen schwesterlichen Liebe. Hoffentlich geht dieser Schuss nicht nach hinten los.


    Kannst Du mir bei Gelegenheit etwas zu Leon Borgax sagen?


    Übrigens, dein Bericht hat Dich nun, ob Du es willst oder nicht, zu einem Mitspieler im Kreise dieser schrecklich netten kaiserlichen Familie gemacht. Herzlich Glückwunsch. Du kannst jedoch sicher sein, dass ich deinen Bericht gut wegschließe und ihn nicht einmal der Chefin zeigen werde.


    Viele Grüße

    Claude

    Wenn Sie es wünschen werde ich mit dem Doktor reden. Wenn er unbedingt in der Nähe bleiben möchte, könnte ich ihm ein kleines Haus auf dem Gelände der Gardekaserne besorgen. Das sind Offziershäuser und werden derzeit kaum genutzt.


    Claude war froh das die Prinzessin das doch richtig verstanden hatte.


    Das mit dem Gartenhaus war auch nur als Zwischenlösung gedacht. Die Umbauten ihres Wohnung im Palais Bariole werden noch eine Zeit in Anspruch nehmen, aber dann ziehen Sie bestimmt wieder gerne dort ein.


    Sicher war sich Claude mit dem was er sagte nicht. Vielleicht gefiel es Leonor in dem Gartenhaus. Hier konnte sie weitgehend ungestört leben und lieben. Deshalb hatten es die alten Könige gebaut.

    Claude nahm einen Schluck Kaffee und nickte.


    Bis 12 Uhr haben sie 45 Minutentermine. 9 Uhr mit dem neuen Vorsitzenden des Kulturausschusses des Konvents. 10 Uhr dann die Präsidentin der Lebenshilfe und um 11 Uhr ihr Innenarchitekt für den speziellen Umbau gewisser Kelleräume.


    Ein pikanter Termin, wie sich Claude eingestehen musste.


    14 Uhr, nach einem kurzen Mittagessen, dann das erste Auswärtsspiel. Eröffnung der Weinachtsspendenaktion in der Kongresshalle. Die 15 Minutenrede finden sie in ihrem Rechner. Anschliessend fahren wir in die Tütülerien. Dort werden sie um 18 Uhr im Thronsaal eine Rede zur Lage in Neuf-Dreux und der Einrichtung einer Stiftung halten. Diesen Termin werden Sie, Majestät, gemeinsam mit ihrer Schwester wahrnehmen. Denn geplant ist ebenfalls eine Rede der kaiserlichen Prinzessin in ihrer Funktion als Präsidentin der Beauharnias-Stiftung. Anwesend sein wird auch die Gattin des Kanzlers, als Vizepräsidentin. Im Anschluss an diesen offiziellen Akt, wird es einen kleinen Stehempfang geben. Kleine Häppchen und Sekt inklusive.


    Eigentlich en ganz normaler Tag. Eigentlich ... wenn da nicht Neuf-Dreux ein bestimmtendes Thema wäre. Deshalb hatte Serville die Sicherheitsstufe noch einmal erhöht. Davon unterrichtete er die Kaiserin nicht, die für solche Massnahmen nicht sonderlich viel übrig hatte.

    Entspannt lehnte sich Serville zurück. Langsam schien sich das Verhältnis zwischen ihm und der kaiserlichen Prinzessin zu entspannen. Sie fanden ihre Basis auf der sie zusammen arbeiten konnten.


    Es wäre natürlich für einen kleinen Gardeoffizier eine sehr große Ehre in der Palastkapelle vom Erzbischof getraut zu werden. Ich finde die Idee sehr schön, doch sollten wir diese Entscheidung den beiden überlassen.Vielleicht hat das Brautpaar ganz andere Pläne für die Hochzeit. Aber ich werde es Marco vorschlagen.


    Claude überlegte kurz, dann schnitt er das Thema Beshir an.


    Doktor Beshir hat auf eigenen Wunsch ein Zimmer im Gartenhaus bezogen. Das war unter den damaligen Umständen durchaus richtig. Nun stellt sich aber die Frage, ob Sie, kaiserliche Hohheit diese Nähe noch wünschen?


    Für Claude war das ein heikles Thema. Zwar war Beshir ihr Arzt, aber auch ein attraktiver Mann und die Prinzessin eine attraktive sehr junge Frau. Ein Hundsfott der böses dabei dachte.

    Inzwischen hatte sich die Routine so eingespielt, dass Serville nur noch das wichtigste mit seiner Kaiserin besprach. Details kamen aus dem Vorzimmer, wo Bernadette geschickt, frech und loyal die Fäden zog. Die kleine Mappe unter dem Arm betrat er das kaiserliche Arbeitszimmer. Den Kaffee hatte er sicherheitshalber selbst aufgebrüht und in seiner kleckersicheren großen Tasse mit Deckel mitgebracht. Sehr zum missfallen Bernadettes, die natürlich der Meinung war, ihr Kaffee sei der Beste. Irrtum, wie Serville immer wieder feststellen musste.


    Majestät


    Als er näher kam erkannte er sofort, dass seine Kaiserin nicht viel geschlafen haben konnte. Selbst ihr perfektes Make up konnte die müden Augen nicht verbergen. Unmerklich lächelte er und nahm in dem großen bequemen Sessel gegenüber seiner Kaiserin Platz. Diese hatte mal wieder auf ihre Schuhe verzichtet.