Beiträge von Valerie Beauharnais

Die Wiederaufnahme des Spielbetriebes ist mit einem Zeitsprung von sechs Monaten verbunden. Als Faustregel soll hier gelten, dass alle Postings vor dem 01.02.2023 vor dem Zeitsprung anzusiedeln sind, alle Postings seit dem 01.02.2023 nach dem Zeitsprung zu verorten sind. Was in der Zwischenzeit geschehen ist werden wir für die einzelnen Plots separat festlegen und an geeigneter Stelle veröffentlichen. Dies wird zumeist durch ein Posting in den offenen Threads geschehen. Diese Aktion basiert auch auf dem Gedanken, dass der Spielbetrieb gestrafft werden soll um sich auf eine kleine Anzahl von offenen Handlungssträngen fokussieren zu können. Näheres ist noch festzulegen, Fragen können jederzeit an die Kaiserin oder den Seneschall gestellt werden.

    Wenn Onkel Fouche von deiner Ankunft wusste und davon kannst Du ausgehen, dann wird es so gewesen sein. Sichtbarer Schutz der Familie hatte ich ihm sogar aufgetragen.


    Trotzdem war Valerie nervös. Seit sie wusste, dass nicht alle hohen Offiziere hinter Anielle und vor allem nicht hinter der Kaiserin standen, entwickelte sie ein gesundes Misstrauen gegen ihre eigene Armee.


    Wir haben nur den Attentäter. Nachdem Kylian ihn vernommen hatte, war zumindest klar, dass er nicht alleine steht. Der junge Mann sitzt in der Festung Lanrodec und wartet. Von ihm weiß jeder, daher kommt nur ein ordentliches Gerichtsverfahren in Betracht. Zudem will ich noch nicht zuschlagen, solange ich nicht weiß, WER wirklich Verantwortlich ist. Doch wenn wir das wissen, werden wir die Gelegenheit nutzen, ein wenig aufzuräumen. 


    Diesmal konnte die Kaiserin ihr sadistisches Grinsen nicht unterdrücken.


    Für manche wird es keinen schnellen Tod geben. Zudem wird zu entscheiden sein, was wir mit den Angehörigen machen, da hast Du recht und ich bin deiner Meinung. Serville wird wieder moderate Möglichkeiten vorschlagen, damit nicht noch mehr Hass entsteht. Vielleicht wird es eine Mischung aus beidem, härte und verzeihen. Nur haben will sich sie alle und bei manchen bin ich versucht selbst Hand anzulegen. Beim Verhör, wie bei der Hinrichtung.


    Ihr Blick wurde eisig.


    Dein Lieblingsonkel, wird mir das aber mit Sicherheit ausreden wollen. Damit mein Ruf als beliebte Kaiserin erhalten bleibt und das Volk weiterhin hinter dem Thron steht.


    Manchmal bereute sie es zu spät geboren zu sein.

    Nach dem Attentat hat Onkel Kylian Ermittlungen angestellt. Dabei stellte er fest, dass es hohe Offiziere in meiner Armee gibt, die ein anderes Reich haben wollen. Ich bin diesen Herrschaften vermutlich zu selbstständig geworden. Daher hatte ich mit ihm und meinem treuen Claude zunächst die Sicherheitsmassnahmen für uns und unsere Residenzen besprochen. WIe Du sicher bemerkt hast, sind die Wachposten an unseren Palästen verstärlt worden. Ich habe sogar versucht eine Schutzweste zu tragen. Aber da war etwas im Wege.


    Grinsend fasste sich Valerie mit beiden Händen an ihre vollen Brüste. Die Kaiserin wurde wieder ernst.


    Das am Flughafen verstärkte Streifen mit Hunden eingesetzt werden, ist mir allerdings neu. Ich kann mir aber vorstellen, das Onkel Wouche es wieder zu gut gemeint hat.


    Es gab aber auch eine andere Möglichkeit.


    Waren das Soldaten oder Polizisten?


    Diese Frage war wichtig. Soldaten = Marschall Brune, Polizisten = Polizeiminister Fouche. Feind oder Freund?

    Gerührt hörte Valerie ihrer Schwester zu. Leonor war tatsächlich erwachsen geworden. Ganz in der Reihe großer Frauen, stellte sie ihr persönliches Glück hinter die Pflichten einer kaiserlichen Prinzssin. Aber auch Valerie war reifer geworden. Das Attentat hatte sie wachgerüttelt. Das Leben einer Kaiserin war und ist keine ewige Party. Doch es gab Grenzen. Für Valerie stand schon seit den Gesprächen mit Anielle fest, dass sie einen Mann heiraten musste, wenn auch nur um der Pflicht zu genügen, Kaiserin zu sein. Dieses Schicksal wollte sie Leonor auf jeden Fall ersparen. Dafür würde sie kämpfen. Auch und besonders gerne, gegen Madame Mere, ihrer Mutter.


    Mutter wird daran zerbrochen sein, ganz bestimmt sogar. Aber es war so, das einflussreiche Kreise nicht wollten, dass Mutter die nächste Kaiserin wird. Man übergang ihren Wunsch und wählte mich. Statt einer erfahrenen, selbstbewussten, mit allen Wassern gewaschenen Frau, wählte man ein Kind! Mutter wäre eine zu starke Frau auf dem Thron gewesen. Sie wollte ihre Pflicht tun, wurde aber daran gehindert, weil ein 21jähriges Kind einfacher zu führen ist. Daran ist Mutter zerbrochen. Nun will sie ihren Einfluss zurück und uns zeigen, wie mächtig sie noch ist.


    Eng an Leonor gedrückt, gab sie ein Versprechen.

    Du wirst deinen Jean heiraten! Egal was dagegen sprechen sollte. Das verspreche ich Dir. DU bist meine Familie.


    Im Stillen war Valerie bereit, sich mit allen anzulegen, die gegen diese Ehe waren.

    Gut das Valerie in Sachen Science Fiction wohl bewandert war. Manchmal wusste sie nicht welchen der beiden großen SF-Welten sie näher verbunden war. Aber diesen Spruch kannte sie sehr gut.


    Ay Ay Capitan


    Leider würde ihre Geschwindigkeit nicht bei Warp 9 liegen, da sie mit einer Limousine und nicht mit ihrem Sportwagen kam

    Ich liebe es mit Dir über andere zu  lästern.


    Das bezog sie auf die Capets und deren Anspruch auf die Krone.


    Antoine ist ein Schwachkopf und Paulette ist nicht wesetlich heller in Kopf. Das Ergebniss der uralten Inzucht in diesen Kreisen. Da verblödet man mit der Zeit.


    Valerie spürte, dass Leonor immer noch Angst davor hatte, dass sie mit Antoine verheiratet werden würde. Sie musste Geduld haben und das Vertrauen nicht erzwingen.


    Eine Ehe mit ihm kommt schon gar nicht in Frage. Da kann Mutter planen, wie sie möchte. Selbst wenn der Gedanke das Antoine zeugungsunfähig wäre, reizvoll ist und seine Line damit vermutlich aussterben würde. Nein ist Nein. Dafür bist Du mir zu Schade. Ich will das wir beide Kinder bekommen! Zudem will ich das diese Kinder den Thron erben. Dazu brauchen wir Männer und keine Karikatur von Mann, der wohl nur in der Lage ist Luft zu pumpen.


    Herzhaft lachend, übersah Valerie absichtlich, wie unartig, sogar vulgär dieser Spruch war.


    Nein, wir werden aus Liebe heiraten und nicht weil es irgendwelchen Leuten  in den Kram passt. Um das zu unterstreichen, könnten wir tatsächlich über eine Doppelhochzeit nachdenken. Das würde gleichzeitig deine Stellung aufwerten! Du wärst damit so etwas wie meine potentielle Nachfolgerin! Nicht offiziell natürlich, aber deutlich genug damit jeder sieht, wie wir uns das vorstellen.

    Das Wort Liebe in diesem Zusammenhang war für Valerie neu. War es wirklich Liebe? Liebte sie Robert Duroc wirklich?

    Die Kaiserin fragte sich unwillkürlich, ob Claude Serville auch über ihre Nacht mit Robert Duroc unterrichtet war? Es wäre ihr schon ein wenig peinlich. Bisher war es ihr immer egal gewesen, ob Serville wusste mit wem sie das Bett geteilt hatte, da es sich immer um Frauen und kurze rein sexuell bezogene Affären handelte. Robert aber war ein Mann, genau wie Serville. Eifersucht konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen


    Also kein Sicherheitsrisiko. War auch nicht zu erwarten. Diese Erkenntnisse sind wichtig. Denn Leonor hat wohl feste Absichten. Ich wünsche allerdings, dass Sie weitere Erkundigungen über seine Frauengeschichten einziehen. Ich will nicht das meine Schwester in eine Reihe mit seinen Gespielinnen gestellt wird, wenn diese Mädchen einen gewissen Ruf haben. Wir werden wegen dieser Liebe angegriffen werden, daher will ich vorher wissen, wie seriös seine Damen waren. Zudem möchte ich wissen, welche Firmenanteile er besitzt und wie groß der Einfluß bei diesen Unternehmen ist. Bestechlickeit will ich auf keinen Fall in meinem Umfeld haben! Weder dienstlich noch privat! Das was sie haben, Claude, geben Sie bitte meiner Schwester bekannt.

    Dann haben wir gestern die Liebe erlebt. Ist es nicht wundervoll, dass wir beide zur gleichen Zeit ... etwas verloren und gleichzeitig etwas wunderbares gewonnen haben?


    Sie dachte kurz nach.


    Um ehrlich zu sein, war Robert nicht mein erster Mann.


    Gütig lächelnd und nicht mehr böse über den damaligen Fehltritt erzählte Valerie weiter.


    Mein erstes Mal mit einem Mann .... oder besser gesagt mit einem Vertreter des anderen Geschlechts, war ... Du kennst ihn ... war mit Anatol Funes. Dem schönen Jungen vom Nachbargut. Jedes Mädchen aus unserer Gegend war in ihn verliebt. Trotzdem war es ein Fiasko. Damals war ich 15 und er 16. Es war fürchterlich!


    Sie kuschelte sich an ihre Schwester.


    Und letzte Nacht ... unbeschreiblich. So bin ich noch nie geliebt worden. Zum ersten Mal konnte ich mich fallen lassen. Wirklich fallen lassen. Robert hat sich gestern nicht nur in mein Bett geschlichen, sondern auch in mein Herz. Ich habe mich wohl tatsächlich in einen Mann verliebt. Mir geht es daher genau wie Dir, ich sehne mich nach Robert, wie Du dich nach Jean sehnst.

    Jetzt war es an Valerie sich nicht vor lachen zu beugen. Denn sie hatte vergessen, dass es in der Heimat von Julian anders zuging als in ihrem Reich.


    Dann wollen wir dem Protokoll genüge tun. Ich hole Dich pünktlich mit einem meiner Dienstwagen ab. Er wird unauffällig sein, also keine Staatskarosse.

    Inzwischen liebte Valerie ihren offiziellen Amtsitz zwar nicht, aber sie hatte sich damit abgefunden hier zu arbeiten. Einen unbestrittenen Vorteil hatte dieser riesige Palast., er war halt wirklich riesig. Die Kaiserin liebte es manchmal ihre Mitarbeiter in deren Büros zu besuchen, was hauptsächlich mit dem Bewegungsdrang ihrer Majestät zusammenhing. Es waren schon ein paar Meter zu gehen, selbst wenn das Büro ihrers Privatsekretärs im Grunde gegenüber dem eigenen Büros lag. Sie musste durch ihr riesiges Arbeitszimmer, durch das geräumige Reich Bernadettes, über den breiten Flur in das Vorzimmer Servilles und schliesslch in sein großzügiges Büro. Seiner Vorzimmerdame und seinem Adjundanten schenkte sie ein Lächen und ein fröhliches Guten Morgen. Serville hatte sich daran gewöhnt, dass seine Chefin einfach hereinplatze, sich einen Kaffee nahm und dann in einem der Sessel vor seinem Schrebtisch frisch wie der Morgentau Platz nahm. Da man sich schon gesehen hatte, kam Majestät gleich zum Thema:


    Eigentlich müsste ich böse mit Ihnen sein, lieber Claude. Wie lange wollten Sie mir noch die Affäre meiner Schwester mit Jean Custine verheimlichen?


    Mit einen Lachen, nahm sie diesem Vorwurf gleich wieder die Spitze.


    Aber egal. Sie hat es mir Gestern selbst gesagt und bittet darum, ihn überprüfen zu lassen. Das will sie tatsächlich und wer bin ich, um es ihr zu verweigern?


    Nachdem sie am Kaffee genippt hatte schaute sie ihrem treuen Privatsekretär in Augen.


    Nun?

    Wenn Du es mir erlaubst oder besser gesagt, dein Protokoll  es erlaubt, würde ich Dich gerne abholen. Am liebsten mit meinem eigenen Wagen, aber das geht nicht. Da würde mein Protokoll wahnsinnig werden, wenn ich mit einem Sportwagen vor deiner Botschaft vorfahren würde.


    Lachend malte sich Valerie aus, wie sie mit ihrem Morsche 822 VB Special durch die Innenstadt donnerte und mit quietschenden Reifen vor der Botschaft hielt.


    Ich werde Dich ganz gediegen und standesgemäß abholen. Wenn Du magst.

    Tatsächlich war Valerie nicht über die Maßnahmen erstaunt die Leonor vorschlug. Radikale Maßnahmen schwirrten auch in Valeries Kopf herum. Es war auch nicht die Art und Weise, wie sie es sagte. Hier spürte Valerie zwar den Geist ihrer Mutter, aber selbst damit konnte Valerie leben. Mit dem Griff zur Flasche und wie ihre Schwester den Wein regelrecht in sich hineinschüttete, riefen in Valerie sehr düstere Erinnerungen wach. Leonor konnte reden wie Mutter, das war Valerie egal, aber sie würde es nicht zu lassen, dass sie trank wie Mutter. Gerade rechtzeitig konnte sie sich selbst daran hindern, ihrer Schwester die Flasche einfach wegzunehmen. Aber damit hätte sie vermutlich alles zerstört, was die beiden mühsam aufgebaut hatten. Sie versuchte es anders.


    Ich weiß das dein Jean von Adel ist. Er ist der Duc de Guagnano.Trotzdem ist genauso sportlich wie ein Fitnesstrainer.


    Lächelnd rückte sie näher an Leonor heran, nahm sich ein Glas vom Tisch und hielt es Leonor hin. Da Leonor lag und somit Valerie nicht einschenken konnte, nahm ihr Valerie die Flasche vorsichtig aus dern Hand, ohne das wie ein wegnehmen aussah. Nach dem sie ein Glas eingeschenkt hatte, reichte sie es ihrer Schwester und goss sich selbst ein Glas ein.


    Er sieht gut aus. Ich habe ihn ein paarmal im Konvent gesehen. Das gute Aussehen liegt wohl in seiner Familie.


    Sie trank einen kleinen Schluck Rotwein.


    Deshalb muss ich ... ich muss Dir auch etwas berichten  ... die letzte Nacht habe  ich ... naja, habe ich mit Robert Duroc verbracht.  Nicht hier ...


    Valerie wurde rot wie ein Schulmädchen. Es fiel ihr schwer. Vielleicht würde diese Beichte ihre Schwester vom trinken abhalten.


    Er war mein erster richtiger Mann.


    Bei diesem Satz verdrehte Valerie ihre großen, schönen Augen und biss sich sanft auf die Unterlippe.

    Wie gut sie ihre Schwester verstehen konnte. Valerie drückte ihre Schwester an sich. Noch nie hatte sie es so deutlich gespürt wie in diesem Moment, so nahe war sie ihrer Schwester noch nie gewesen. Es gab nur Leonor auf die sie sich wirklich verlassen und der sie wirklich vertrauen konnte. Endlich!


    Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Leonor. Ich kann Dich sehr gut verstehen und ich freue mich wirklich, dass wir uns endlich vertrauen können. Du mir und ich Dir. Mutter hat uns beiden nur geschadet. Lassen wir es dabei und reagieren nicht.


    Wieder war Valerie den Tränen nahe.


    Weißt Du Leonor, ich habe es satt immer nur zu funktonieren, immer nur zu tun, was man von mir verlangt. Ich kann mir vorstellen, was passieren wird, wenn bekannt wird, das Du Jean Custine heiraten willst. Vor ein paar Tagen waren die hohen Herren der royalistischen Fraktion bei mir und verlangten tatsächlich von mir, dass einer von uns beiden Antonie Capet heiraten sollte. Damit die Versöhnung der Gegensätze stattfinden konnte. Den Herrn habe ich ordentlich Bescheid gegeben! Es rundweg abgelehnt auch nur darüber nachzudenken!


    Darauf war Valerie immer noch stolz.


    Daher werden wir ordentlich Gegenwind bekommen., aber das weißt Du sicher.


    Breit lächelnd schaute sie Leonor in die Augen.


    Du wirst deinen Jean bekommen, wenn Du ihn willst und ich werde euch beiden den Weg freiräumen, versprochen. Ehrlich gesagt, freue ich mich auf die Gesichter der anderern. Die bekommen die Valerie die sie verdienen, die Jähzornige.


    Das Valerie inzwischen auch in ihren Regierungsgeschäften ähnlich verfuhr und manchen hohen Damen und Herren mit Nachfragen auf die Zehen trat, gehörte zu ihrem neuen Selbstverständnis als Kaiserin. Hier, in Sachen Hochzeit, war sie aber mehr als nur die Kaiserin, hier war sie auch noch die große Schwester und vor allem das Oberhaupt der Familie Beauharnais.

    Aha.


    Lachte Valerie.


    Sie war aber nicht wie ihr Vater und das wusste Valerie zu gut. Zudem waren die Umstände in ihrem Reich anders. Es gab zuviele unterschiedliche Interessen, die alle in gewisser Weise berücksichtigt werden mussten, wenn sie auf ihrem Thorn bleiben wollte. Deshalb blieb ihr nur das Versteckspiel.


    Bleibt es bei heute Abend?


    Valerie spielte auf den geplanten Besuch im Museum für moderne Kunst an.

    Letztlich konnte sich Mutter genauso wählen lassen, wie Leonor. NOCH war Outremer ein Wahlkaisertum. Aber sie wollte nicht wie Ridefort klingen und einen Vortrag halten, sondern sagte ... nichts.


    Denn da war sie, die Frage auf die Valerie gewartet hatte. Inzwischen hatte sich ihr Verhältnis zu ihrer Mutter nicht gebessert, aber seit sie ihre Mutter quasi kaltgestellt hatte, war es erträglicher geworden. Zudem war sie über jeden ihrer Schritte informiert. Madame Mere war immer noch da, aber weit weg.


    Mutter geht es soweit gut. Sie hat sich, freiwillig, ich betone, freiwillig in die Privatklinik von Professor Cassel zurückgezogen. Sie hat selbst gemerkt, dass sie mal wieder Zeit für eine Entziehungskur war.


    Es nagte innerlich an Valerie, jedoch weigerte sie sich Mitleid zu zeigen oder gar zu fühlen. Dazu waren die Gräben zwischen ihr und ihrer Mutter zu tief. Aber Valerie wusste auch, dass es in Leonor anders aussah. Für Valerie kam ein Besuch bei ihrer Mutter nicht in Frage, selbst wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen sollten. SIe wollte und konnte es aber Leonor nicht verbieten.


    Wenn Du magst, dann kannst Du sie dort besuchen. Natürlich sollte dieser Besuch diskret erfolgen. Es muss nicht jeder wissen, dass unsere Mutter Alkeholikerin ist.

    Oh es steht noch nicht viel drin. Denn das sind die Tageszeitungen, die berichten nur über Politik und Wirtschaft. Die sogenanntren Bunten Blätter sind viel mehr an meinem oder am Privatleben anderer vermeintlich wichtiger Personen interessiert und sagen wir mal, sie nehmen es nicht so ganz Ernst mit der Wahrheit. Hauptsache die Schlagzeile stimmt.


    Sie setzte sich gerade hin.


    Aber in der Tagespresse geht es vor allem darum, dass wir beiden, also Du und ich, uns vor allem über wirtschaftliche Fragen unterhalten und verständigt haben. Handelshemmnisse sollten beseitigt werden und die Wechselkurse der Währungen angepasst werden. Hmm, haben wir darüber gesprochen?


    Lachend sprach sie weiter.


    Das riecht sehr nach meiner Presseabteilung. Das wir uns glänzend Verstanden und Unterhalten haben, steht da zwar auch drin, aber halt Staatstragend. Aber das ist ja nicht richtig wichtig, meinen die Presseprofis. Dabei finde ich es wesentlich wichtiger, wenn sich zwei Staatsoberhäupter persönlich gut verstehen.

    Nun musste Valerie doch schmunzeln. Leonor hatte ihre Schwester wohl gründlich missverstanden.Sanft nahm Valerie ihre Schwester in den Arm.


    Nein, das glaube ich auch nicht, das Mutter hinter dem Attentat steht. Du hast mich bestimmt falsch verstanden. Ich meinte das auch alle anderen Beauharnais, Du, Mutter und unsere Cousine gefährdet sind. Da mache ich mir wirklich Sorgen. Für mich stecken entweder die Roylisten um Antoine Capet oder ein Teil meiner eigenen Armee dahinter. Wobei ich Antoine das nicht zutraue. Dazu ist er zu dumm, aber die Herren die hinter ihm stehen sind gerissener. Mein Verdacht geht aber in eine andere Richtung. Es scheint wohl einigen hohen Militärs nicht zu passen, dass ich lese was ich unterschreiben und auch mal nachfrage oder nachfragen lassen. Vielleicht habe ich da dem einen oder anderen Marschall auf die Füße getreten. Aber egal, Onkel Wouche wird das schon herausfinden.


    Sie nannte Kylian Fouche so wie sie ihn als kleines Kind nannte, als sie ihre ersten Worte sprach und kein F aussprechen konnte. Dann nahm Leonors Hand und streichelte sie zärtlich.


    Weißt Du das du mich im Moment sehr stolz macht? Es ist das erste Mal das wir über Politik reden. Wir sind wohl beide erwachsener geworden.


    Was dein Jean angeht, er wird es überleben, wenn Du ihm von unserer Familie erzählst, von den verrückten Weibern von Bariole. Sollte er es wirklich ernst meinen, wird er alle deine Bedingungen akzeptieren. Das wird jedem Mann so gehen, der Dich oder mich mal heiraten wird. Die Herren werden immer in der zweiten Reihe stehen.


    Breit lächelnd sah sie ihrer Schwester ins Gesicht.


    Und das finde ich extrem gut!