Beiträge von Leonor Beauharnais

Die Wiederaufnahme des Spielbetriebes ist mit einem Zeitsprung von sechs Monaten verbunden. Als Faustregel soll hier gelten, dass alle Postings vor dem 01.02.2023 vor dem Zeitsprung anzusiedeln sind, alle Postings seit dem 01.02.2023 nach dem Zeitsprung zu verorten sind. Was in der Zwischenzeit geschehen ist werden wir für die einzelnen Plots separat festlegen und an geeigneter Stelle veröffentlichen. Dies wird zumeist durch ein Posting in den offenen Threads geschehen. Diese Aktion basiert auch auf dem Gedanken, dass der Spielbetrieb gestrafft werden soll um sich auf eine kleine Anzahl von offenen Handlungssträngen fokussieren zu können. Näheres ist noch festzulegen, Fragen können jederzeit an die Kaiserin oder den Seneschall gestellt werden.

    Sie ließ sich gehen. Jean wickelte sie um seinen Finger und Leonor konnte dieser Sucht nicht widerstehen.


    Meine Mutter hat mir geholfen.


    Sie blickte seitlich auf Jean und runzelte ihre Stirn.


    Leon.. Dein Freund war der Botenjunge, ohne es vielleicht zu wissen. Doktor Beshir ... nun... seine Nachsicht mit mir spielte dabei auch eine Rolle. Außerdem sollte man die Kirche und meinen Beichtvater nicht unterschätzen. Valerie versteht manches Machtspiel nicht.


    Sie seufzte und strich durch das Jeans Haar mit ihren langen feingliedrigen Fingern.


    Ich bin wie der Esel zwischen zwei Strohballen. Ich weiß nicht, welchen ich zuerst anfasse, und ich verhungere deswegen. Robert wird jetzt meine Unzufriedenheit und Neid beerben. Immer drei Schritte nach der Kaiserin. Und glaube mir, die Meute wird diese Schritte ganz genau abzählen und abmessen.


    Fouche ist nicht mein Vater. Das ist bewiesen. Doch er wird dem nicht glauben. Seine Wahrnehmung in diesem Punkt ist benebelt. Ich mag ihn und er war eine lange Zeit der einzige Mensch, der mit mir sprach... Doch jetzt gefährdet er mich mehr als alles andere. 


    Ich verstehe Dich nicht, Jean. Wie kannst du so einen verlogenen herzlosen Monster wie mich lieben? Ich hintergehe Valerie und gaukle ihr die höchste Schwesterliebe vor. Ich hintergehe meine Mutter und hintergehe dich.  Wie kannst Du sicher sein, wo Lug und wo kein Betrug ist?


    Ich verstehe es nicht! Wenn ich Du wärst, hätte ich solch eine Frau wie mich gehasst.


    Leonor weinte leise.

    Wenn Jean dachte, dass Leonor hysterisch oder tränenüberströmt ein wirres Zeug plappern wird, hat er seinen Engel von einer ganz anderen Seite kennenlernen musste. Er sah unwillkürlich die Königsmutter in jungen Jahren vor sich.


    Lüge oder Wahrheit?


    Sie gab ihm keine Zeit, diese Frage zu beantworten.


    Wahrheit ist... wir alle spielen Poker. Gut oder schlecht, doch wir alle sind Kartenspieler. Meine Mutter erpresst mich seit Jahren, dass ich ein uneheliches Kind bin.Weißt Du, was das bedeutet?


    Man könnte denken, Leonor Sprach mit einem kleinen Kind.


    Valerie sieht in mir keine Bedrohung. Ich nehme die Stärke der Valerie und richte dieses Schild gegen meine eigene Mutter. Für eine Weile hilft es. Doch jeder Zug benötigt eine Gegenleistung. Ich werde sie aus der Anstalt in die Hauptstadt zurückholen. Dies erfordert wiederum eine Gegenleistung, die ich Valerie schulde. Doch ich habe sie schon. Der Aufstand ist nicht von sich allein zerbrochen.


    Mein Onkel denkt, ich sei seine Tochter. Ich habe den DNA-Test. Er nicht. Reicht es Dir nicht? Was Valerie mit einem Schnipsel darf, muß ich ... Und Du willst Dein eigenes Leben führen.


    Sie stand auf, ging zum Tisch, öffnete die kleine Schublade und holte eine Kiste. Leonor beugte sich zu Jean und flüsterte.


    Lies sie alle. Und willkommen in mein Leben.


    Dort lagen Briefe, mit Hass und gemeinen Anspielungen. Er musste schnell feststellen, dass die Briefe eine Ähnlichkeit vorweisen. Sie mussten von einer Person oder nur zwei drei Personen nicht mehr geschrieben worden sind.


    Ich würde so gern die Rollen vertauschen. Und jetzt bin ich fast verheiratet.


    Ihr Gesicht erinnerte Jean an ein kleines Füchslein.

    Leonor hat nicht erwartet,dass jemand ihr folgte. Zuerst dachte sie, es wäre ihre Mutter. Valerie bestimmt nicht. Sie ist mit ihrem künftigen Mann und allen Mätressen beschäftigt. Langsam stand sie auf. Jean? Nein. Er würde ihr nicht folgen. Also doch Mutter?


    Mutter, es ist besser, wenn Valerie uns nicht zusammen sieht. Auch nicht Serville. Du bist wieder unvorsichtig und offenbarst Dich für alle. Denkst Du immer noch,  ich bin dumm und weiß nicht, was für eine Schachpar...


    Sprechend ging Leonor zur Tür und öffnete sie. Jean sah den Blick einer kalten und berechenbaren Frau. Erst, als Leonor verstanden hatte, dass Jean vor ihr steht, änderte sich ihr Blick und sie drehte sich mit dem Rücken zu ihm.Was Leonor aber nicht mitkriegte, Jean sah ihr Gesichtsausdruck mit der gerunzelten Stirn und der Miene eines am Tatort ertappten Eichhörnchen.


    Jean? Ist was passiert?


    Das war zu trivial als Gesprächsanfang und noch mehr als eine Ausgangsmöglichkeit aus dieser beschissenen Situation.

    Leonor ging erst lächelnd langsam und dann immer schneller durch die Palastgänge. Eine Abkürzung kannte sie seit langem. Die Rosette des dritten Ornaments der Kante zu drücken und dann den Gang nach links nehmen.


    Wenn Valerie dachte, dass ihre Schwester von nichts wußte und in ihren Träumen flatterte, so hat sie Leonor unterschätzt, wie ihre Mutter es tat. Onkel Fouche kannte seine "Nichte" besser als alle anderen. Er berichtete über das Leben von Valerie, vom Leben der Mutter.Sie wußte sogar über Leon's Besuch.


    Leonor packte sich an den Hals. Sie konnte nicht mehr atmen. Mit einer Wucht öffnete sie das Fenster. Ihr gesamter Oberkörper hing über das Fensterbrett und schwebte der abendlichen Brise entgegen. Zumindest für eine Minute, bis sie erschrocken das Fenster wieder zumachte. Nicht einmal in ihren Gemächern fühlte sie sich frei. Wenn Jean nur wüßte, dass sie ihn angelogen hatte. Ihre Angst galt nicht ihm oder der Zukunft, sondern der Gegenwart.


    Sie hat alles, bekommt alles und du? Sogar jetzt hast du ihr den Platz geräumt. Warum konnte ich Jean nicht sagen, dass ich Angst habe, wahnsinnig zu werden? Warum  bin ich so eine feige Frau? Der Neid frisst mich bis zu den Knochen. Ich bin eine Frau, die eingesperrt werden muss, bevor sie was dummes macht. Es war ein großer Fehler zu denken, ich kann lieben, Liebe geben. Wenn er nur wüßte, wie schwarz mein Herz ist. Und meine Schwester denkt,  ich bin ihr eine gute Schwester.


    Sie murmelte vor dem Spiegel.

    Leonor posierte und lächelte noch ein wenig für die Fotografen. Doch sobald Valerie und die Sticheleien anfingen, spürte Jean, wie Ihre Hand seine leicht klopfte und Leonor überließ die Bühne ihrer Schwester. Sie tat es dezent und fast unauffällig. Ihre Figur konnte von den Objektiven der Kameras nicht mehr erfasst werden. Allerdings auch jetzt lächelte ihr Mund.


    Jean, ich bin für eine kurze Zeit im Seitenflügel. Ich glaube, mein Make Up muss ein wenig aufgefrischt werden. Die Frisur auch.


    Sie wartete nicht auf seine Zustimmung sondern ging einfach.

    Ob das von Leonor gespielt oder nicht gespielt hat, doch sie umarmte Ihre Mutter und die Reporter durften ein Foto schießen, wo Prinzessin Leonor ihre Mutter auf die Wange küsst. In Wirklichkeit war die Geste ihrer Mutter genug. Leonor hat nicht einmal 1/3 davon träumen lassen. Sie hoffte und pokerte und gewann.


    Mutter, Du weißt, vor Valerie kann man nicht einmal ein Brötchen mit Pflaumenmus verstecken. Doch Du bist die erste, die Jean offiziell um meine Hand bat. Valerie hat diese Ehre nicht bekommen.


    Jean hörte diese Worte zwingend, obwohl Leonor es fast flüsterte. Er wusste, dass Leonor lügen konnte, doch das war dreist sogar für ihn. Valerie war die Öffentlichkeit egal. Die Mutter tat es ihretwegen. Leonor tat es für ihre Familie. Sie spielte gekonnt beide Karten, Valerie und ihre Mutter aus, um die gesamte Familie ins strahlende Licht zu bringen. Ihr Blick auf Jean war mehr als glücklich. Leonor lehnte sich auf seine Brust mit dem Rücken und genoss diese heimliche Berührung.


    Sie fing auch den Blick Valerie und winkte ihr elegant mit der rechten Hand. Dabei waren zwei Finger in Form einer V wie Viktoria geformt.

    Leonors Augen funkelten voller Glück, Zuneigung und Stolz. Als Antwort auf das Zischen klopfte sie nur sanft auf den Handrücken ihrer Mutter.


    Mutter, ich möchte nur das Glück und üppige Jahre für unsere gesamte Familie, meine Schwester und Dich eingeschlossen. Und ein wenig Glück für mich selbst. Jean wird mir dieses Glück sichern. Du und Valerie sind für das Andere zuständig.


    Und dann kamen die Fragen ihrer lieben Mutter und der Heiratsantrag ihres Piraten. Leonor zuckte innerlich in Erwartung einer Tirade, die ihr Herz herausnimmt und in 100 Stücke zersplittert. Was kann man schon von Maman erwarten. Doch trotz all dem war ein klitzekleines Stückchen Hoffnung in Leonor auch.

    Werte Reporter, ich verstehe Eure Neugier und habe sie zu schätzen. Doch ich bitte euch, uns ein wenig Privatsphäre zu gewähren. Es ist das größte Glück der Beauharnais, solch eine großartige Mutter zu haben, die ihre Töchter unterstützt und ihr Land über alles liebt. 


    Leonor schien bewegt zu sein. Ihre Augen glänzen fast von Tränen.


    Mutter, wir versprechen Dir, Deiner würdig zu sein. Ich habe mich so sehr nach Dir gesehnt. Die Reporter werden uns entschuldigen.


    Leonor legte die Hand ihrer Mutter um ihre eigene und klemmte diese fest. Sie gab Madame nicht einmal die Zeit, etwas zu sagen. Dann zu den Reportern


    Ich entführe jetzt meine Mutter.


    Und dann das glückliche leise Lachen der Prinzessin. Es sah so natürlich aus. Leonor hat es jedoch nicht gewagt, Valerie dazu zu holen. Das wäre zu übertrieben. Außerdem konnte sie die Reaktion beider Frauen nicht einschätzen. Auf jeden Fall Leonor's Worte "wir versprechen Dir" wurden richtig verstanden. Also stehen die Schwester sehr nah zueinander, wenn die jüngste im Namen der ältesten sprach.


    Nur Jean spürte, wie die Finger in seiner Hand für einen Moment leicht erbebten.

    Leonor schien ihren Zweifel beim Tisch stehen gelassen. Ihr Blick richtete sich an ihre Mutter. Sie legte ihre Hand auf die Hand ihrer Mutter sogar.


    Valerie sieht so glücklich aus. Der Empfang ist ein voller Erfolg. Ich hoffe, dass Du Dich für uns freust. Deine Rosen sehen wunderbar aus. Ich lasse sie gießen. Ich weiß, wie sehr dir dein Rosenparadies am Herzen liegt.


    Sie hat geschickt das Thema gewechselt und nach außen war das ein liebevolles Mutter-Tochter-Gespann. Die Reporter bauten sich vor der neuen Möglichkeit, ein spektakuläres Foto zu schießen. Beide Frauen standen gekonnt vor dem Blitz der Fotoapparate. Leonor drehte sogar ihren Kopf leicht seitlich, al ob sie sich an ihre Mutter ankuschelte. Interessanterweise war das kein gestörtes, sondern ein harmonisches Bild.

    Leonor schlief in seinen Armen. Ihr glücklicher, unbekümmerter Gesichtsausdruck war ein Geschenk, ein wertvoller Preis für all diese Qualen, die er für seine Liebe erleiden musste.


    Du siehst mich wieder mit diesem unverschämten Blick. Das ist pervers von Dir.


    Ihre Lippen bewegten sich und ein Auge wagt sich schemenhaft unter den langen Wimpern zu zeigen.


    Du willst hören, dass Du rechts hast? Du willst hören, dass mein Benehmen kindisch war und nicht einer selbstsicheren Prinzessin Deines Reiches entsprach? Ich bin noch nicht bereit, es zuzugeben.  Viiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeleeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiicht nach einem Frühstück. Aber dazu muß ich ein viel Pflaumenmus auf meinem Toast haben.


    Die Augen schlossen sich wieder.


    Ich will nicht nach Hause. Hier fühle ich mich nicht so beobachtet. Denkst Du etwas aus? Sag, ich bin in einem Luftballon über die Berge. Oder.. dass Du mich so betrunken gemacht hast, dass ich noch schlafe.


    Das Auge erschien wieder und ein holte das Lächeln dazu,

    Nein

    Ihr Nein kam wie ein Schuss aus der Pistole. Mit dieser schnellen Reaktion hat Jean nun wirklich nicht gerechnet. Danach kam ein zögerliches Ja.

    Ja. Nein.


    Sie schüttelte bei ihrem zweiten Nein den Kopf. Ihr Blick wanderte zu Valerie. doch die Schwester war beschäftigt. Jean wollte was sagen, doch Leonor gab ihm diese Gelegenheit nicht.


    Letztens hast Du gesagt, ich soll mich selbst nicht immer für alles verantwortlich machen. Ich will Dir eine Probe gönnen. Dich erwartet ein Vergnügen.


    Sie hat GÖNNEN und VERGNÜGEN gesagt, doch die Leonor's Stimme war dabei ironisch, gar sarkastisch angehaucht.


    Begleite mich bitte zu meiner Mutter.


    Begleiten war auch zu hoch gesagt, denn das waren nur ein paar Schritte zu machen. Nun stand das zweitschönste Paar vor Maman. Jean spürte, dass die Hand seines Schatzes auf seiner eiskalt war.


    Mutter. Ich freue mich, Dich auf diesem Empfang zu sehen. Das Kleid steht Dir außerordentlich gut. Schade, dass Onkel Fouche nicht da ist. Er hätte Dich mit Komplimenten überschüttet. Ich werde gern sein Part übernehmen.  Erlaube mir Dir meinen Freund vorzustellen.


    Ihre Hand löste sich von ihm und der Fächer zeigte vom jungen Mann zu Madame.

    Was an Leonor merkwürdig war, war die Tatsache, dass sie nicht weinte. Nicht einmal dann, wenn das eigentlich logisch wäre. Auch jetzt. Sie schluchzte nicht einmal. Und sie hat Jean niemals gesagt, er verstehe es nicht. Ihre Hysterie war sogar elegant. Als er anfing zu sprechen, rührte der Körper zuerst nicht, doch er bemerkte erst die zögernde Bewegung ihres Rückens. Wahnsinnig erotisch, diese leichte Biegung des Rückengrades.


    Ich drohe dir nicht mit Capet.


    Murmelte die süße Stimme.


    Ich kann ihn nur nicht ausstehen.


    Leonor drehte sich zu Jean mit dem Gesicht und öffnete leicht ihre Lippen.


    Jeane Custine, ich liebe dich. aber Du darfst nicht schlecht über Valerie reden.


    Und dann dieses spitzbübische Lächeln


    von Serville schon.


    Warum Leonor gerade diesen Namen in diesem Moment aussprach, wußte sie selbst wahrscheinlich nicht. Doch Jean musste auf eigenem Leib erfahren, dass seine Angebetete alles außer einem Gefühl zum Humor hatte. Ihr letzter Satz sollte wohl ein Witz darstellen.


    Deine Nacktheit ist zu verführerisch. Ich bin schwach. Der Gedanke immer mehr von Dir zu wollen, jede Minute Dich berühren zu wollen... das macht mich wahnsinnig ängstlich, Jean.


    Ach mein Gott, war Leonor's Stimme empört süß. Es war tausendmal besser als der einfache ich liebe dich.


    Ihr Körper gab jeder seiner Bewegungen nach. Eine Einladung, die Jean nicht widerstehen konnte.

    Endlich war es soweit. Leonor sah neben ihrem Jean umwerfend aus. Mit einem Blick konnte man sofort sehen, dass beide einenander lieben. Jean wich Leonor nicht von der Seite und verpasste schon ein paar gute Gespräche. Doch ein Blick auf die Schwiegermutter in Spe und sein Beschützerinstinkt erreichte ungeahnte Höhen. Leonor gab sich jedoch sehr bedeckt und ließ Valerie glänzen. Jean spürte, wie sein Schatz mit ihrer Mutter sprechen wollte. Er wußte, dass Leonor aus aller kraft ihres Herzens trotz vieler Schläge und Verrat die Erlaubnis ihrer Mutter haben wollte, ihn zu heiraten. Leonor glühte. Ihre Wangen färbten sich leicht rosa. Für die anderen wäre es ein Zeichen der gesunden Haut, doch Leonor fieberte ihrem Verlangen entgegen. Sie hielt sich aber gut zusammen und überschritt die Grenze nicht. Ihr Lächeln war strahlend und die Augen glänzten voller Liebe und aufmerksamkeit den Gästen gegenüber.


    Sie spielte gekonnt ihre Rolle und stellte Jean all diesen Leuten vor. Der Abend schien unendlich zu sein.

    Valerie kann so über unsere Mutter sprechen, Dir verbiete ich das! Du bist gerade unmöglich, Jean. Alles soll Deine Sorge sein. Alles. Und ich? Valerie kann von ihrem hohen Ross unbekümmert und verachtungsvoll auf die Niederen schauen. Sie gar nicht bemerken. Ich bin von einem anderen Schlag. Ich muß ihr den Rücken stärken.


    Dass war ein leises Zischen zu hören und ein Knurren. Er hat sie noch nocht 100% überzeugt.


    Jean, ich verliere mich in Dir. Ich beginne mich auf Dich zu verlassen und das...


    Sie schwieg plötzlich und drehte sich von ihm auf den Bauch. Er kannte seine Leonor schon gut genug. Nun kommt das, was sie bewegt und ihre Launen im Kopf gebärt. Jean wußte ganz genau. Will Leonor was intimes, tief in ihr sitzendes erzählen empfindet sie das als peinlich und will ihr Gesicht ihm nicht zeigen. Jean hat das noch nicht herausgefunden, was die Ursache war, doch er erkannte, dass Leonor solch ein Benehmen mit ihm, mit Fouche und mit Valerie legt. Also machte sich Leonor erst auf ihrem Bauch bequem und vergrub ihr Gesicht ins Kissen.


    Und das gefällt mir nicht. Ich kann damit nicht umgehen und ich habe Angst.


    Wenn Jean Leonor nicht liebte, würde er vielleicht mit den Augen rollen und denken, wie kindisch es ist, doch die Liebe diktiert uns ein anderes Denken und Fühlen. Auf jeden Fall war das nicht kokkett oder aufgespielt. Leonor bei all ihrer Offenheit und Erfahrung war verklemmt, was sie selbst angeht. Jean war überzeugt, dass seine Geliebte mehr als zwei Gesichter und vielleicht eine gespaltete Persönlichkeit besitzt. Leonor in der Öffentlichkeit unterschied sich gewaltig von der Leonor privat. Valerie war eine Einheit. Leonor war zerbrochene Glasscherben, die immer anders im Licht schimmerten.


    Doch was dann kam, versetzte Jean nicht nur ins Erstaunen sondern war wie ein Schlag in den Magen.


    Vielleicht wäre es besser, dass ich den doofen Capet heirate.


    Das war zwar leise doch ausgesprochen. Die Stimme zeigte so viel Schmerz und Verzweifelung, die normalerweise nicht nachvollziehbar war, dass der Schlag in den Magen in etwas anderes verwandelte.


    Was Leonor nicht wußte, Leon hat sich doch ein bißchen geöffnet und aus Nebensätzen hat Jean bei der letzten Unterhatung mit seinem Freund verstanden, dass Leonors Mutter eine bestimmte Nachricht zur geplanten Hochzeit und Verlobung ihrer Tochter zukommen ließ.


    .

    Die Wange brannte. Nein, das war nicht das erste Mal, dass Leonor geschlagen wurde. Doch zum ersten Mal von jemandem, der nicht zu ihrer Familie gehörte. Es glich fast der Vergewaltigung. Doch jean spürte, wie sich Leonor ihm langsam hingab, wie ihr Körper vor Erregung zitterte. Er küsste gierig ihr gesicht und spürte den Salz auf ihren Wangen. Doch seine Wut vernebelte ihm die Sicht. Seine Hände, seine Lippen und Zähne hinterließen Spuren. auf der mackellosen Haut.


    Ich sage es, ich sage es!!! Ihr seid verwandt! Ihr werdet den Thron usurpieren. Wenn Valerie Robert heiratet, werde ich Dich verlieren. Keiner wird uns erlauben.... Und dann werde ich ins Kloster geschickt, wie meine Tante und dann sehe ich dich nicht! Ich wollte mit Dir fliehen doch Du bist bei Militär. Ich werde nie Deine Karriere ruinieren! Zufrieden? Zufrieden? Ich kann Valerie ihr Glück nicht wegnehmen. Sie sagt, alle werden unsere Vermählung akzeptieren und wenn nicht, sie wird alle überzeugen. Doch diese Überzeugung wird ihr die Macht kosten. Solange ich am Leben bin, bin ich ihre Gefahr. Und was wird aus unseren Kindern? Du willst ein hysterisches Weib heiraten? Kinder bekommen? Mir fehlt die Mutter. Aber habe ich eine? Kann ich Valerie sagen..Hey, Schwester, ich will unsere Mutter besuchen! Sie wird mir den Kopf abreißen und hat völlig Recht! Onkel Fouche kam noch dazu und sagte, wie sehr er mich liebt. Ich weiß gar nichts mehr! Hast Du die Zeitungen gelesen? Wenn eine Schwester fällt, haben wir eine andere!


    Sie schrie ihn an und biss in seinen Oberarm. Kein Liebesbiss.

    Jean blickte in Leonors Augen und sah sich selbst. Auf einmal verstand er, dass Leonor tatsächlich dachte, dass Jean abdrückt.Wie perfide es auch klang, sie wehrte sich nicht einmal. Im Gegenteil. Leonor sah gefasst aus.


    Es ist beeser, als Dich aufzugeben.


    Oha. Das war ein wenig andere Melodie als die, die er von Leonor kannte.Zumindest konnte Jean endlich verstehen, was Leonor zerfrass. Sie packte seine Hand und stellte die Pistole zu ihrer Stirn.


    Tu es. Tu es. Ich will nicht, dass jemand außer mir leidet. Ich schreibe einen Abschiedsbrief und keiner wird Dich verdächtigen.


    Das war wiederum interessant, denn Leonor merkte anscheinend nicht, dass Jean auch darunter litt. Noch stiller als sie.

    Wenn er dachte, dass sich nach seinen Worten Leonor erschreckt, dann irrte sich Jean gewaltig. Er drohte ihr. Zum ersten Mal. Leonor's schönes Gesicht verzerrte sich nicht einmal. Nur in den Augen huschte der Zweifel und eine Art verwunderung. Und auch nur aus dem Grund, weil Jean sie kalt erwischt hat. Ihre Lippen öffneten sich. Hat Jean Vorwürfe erwartet? Zweifel an seiner Liebe? Zweifel an ihrer Liebe zu ihr?


    Sprachlos zu sein ist was anderes als zu schweigen. Ich spüre, dein Dienst in der Armee tut Dir gut. Wenn ich als Verräterin des Landes zur Todesstrafe verurteilt werde, wirst Du das Kommando übernehmen? Ich werde zumindest sicher sein, dass die Kugel mein Herz nicht verfehlt.


    Wenigstens sprach Leonor. Nur Jean konnte keinen Reim aus ihren Worten machen. Eins verstand er jedoch sofort und war froh, den Anfang vom Knoten in die Hände zu bekommen. Chloe hatte Recht. Er muß den Eiter aufschneiden und Leonor von der eckligen Flüssigkleit befreien. Nur wie. Jetzzt erinnerte sie ihm an einen Igel.


    Interessant war, dass Leonor keine Anstalten hatte, ihn zu verlassen. Sie suchte ihn meistens drei Tage nach dem Streit oder ihrem eiskalten Benehmen ihm gegenüber auf. Es lief wunderbar bis ihr wieder den unsichtbaren Hebel umgelegt wurde.

    Leonor saß im großen Sessel, der ihre ganze zierliche Figur verschlungen hat. Sie war nervös und ernst. Warten, warten, warten. Sie wollte Jean vorstellen und zögerte immer und immer wieder. Ein normaler Mann hätte diese junge Frau schon längst umgebracht, verlassen, ihr in die Schuhe geschissen. Jean erduldete all diese Wochen der Warterei und lernte Leonor von ihrer bissingen Seite kennen. Die bissige Seite war ein eisiges Schweigen auf all seine Fragen. In einer Hinsicht faszinierte ihn diese Seite sogar. Leonor tropfte den heißen Wachs auf seine Seele wie eine erfahrene Domina. Auch jetzt saß sie ihm gegenüber und schwieg. Nur ihre Augen blickten ihn glänzend und verlangend.


    Du schweigst


    Frage? Beahuptung? Feststellung? Er wollte sie zu nichts zwingen, doch vielleicht wollte Leonor es? Die Zeit der unbescherten Liebe war vorbei. So dachte Jean. Was er nicht wußte, waren innerliche Wölfe seiner Liebsten, die sie zerrissen haben. Eigentlich war Leonor keine Domina sondern jeer eine sich selbst quälende Masochistin. Sie führte sich geschickt zum Abgrund mit ihren Schuldgefühlen, bis sie platze. Innerlich wußte Leonor, wie schwierig sie ist, doch sie wußte wiederum nicht, sich selbst zu helfen. Jean war noch zu jung und unerfahren, um ihr diese Hilfe anzubieten. Wer dachte, dass Chloe ihm zur Hilfe eilte. Die kleine Zofe der Leonor konnte dieses Elend nicht mehr ertragen. Sie rief Jean an und erzählte von den Selbstgesprächen und Zweifel. Sie ermutigte Jean etwas zu tun, was Leonor zur Rede stellt und all das, was sie in ihrem Inneren trug, auf die Oberfläche zu sprudeln. Grob gesagt, er soll der Skalpel sein und die Eiter aufzumachen.

    Leonor lächelte müde doch entspannt. Schon allein das sollte Valerie mit Stolz füllen. Schwester haben sich gegensdeitig geküsst.


    Süße Träume für uns beide. Aber..das ist eher die Feststellung als ein frommer Wunsch.


    Sie kicherte und lief zur Tür, öffnete diese für einen Spalt und verschwand. Valerie hat plötzlich festgestellt, wie vertraut ihr die Gewohnheiten von Leonor waren. Das einzige Mitglied der Familie, das einen Schutz und Behutsamkeit braucht. Ein Segen und ein Fluch.