Die Wiederaufnahme des Spielbetriebes ist mit einem Zeitsprung von sechs Monaten verbunden. Als Faustregel soll hier gelten, dass alle Postings vor dem 01.02.2023 vor dem Zeitsprung anzusiedeln sind, alle Postings seit dem 01.02.2023 nach dem Zeitsprung zu verorten sind. Was in der Zwischenzeit geschehen ist werden wir für die einzelnen Plots separat festlegen und an geeigneter Stelle veröffentlichen. Dies wird zumeist durch ein Posting in den offenen Threads geschehen. Diese Aktion basiert auch auf dem Gedanken, dass der Spielbetrieb gestrafft werden soll um sich auf eine kleine Anzahl von offenen Handlungssträngen fokussieren zu können. Näheres ist noch festzulegen, Fragen können jederzeit an die Kaiserin oder den Seneschall gestellt werden.
  • Leonor ging erst lächelnd langsam und dann immer schneller durch die Palastgänge. Eine Abkürzung kannte sie seit langem. Die Rosette des dritten Ornaments der Kante zu drücken und dann den Gang nach links nehmen.


    Wenn Valerie dachte, dass ihre Schwester von nichts wußte und in ihren Träumen flatterte, so hat sie Leonor unterschätzt, wie ihre Mutter es tat. Onkel Fouche kannte seine "Nichte" besser als alle anderen. Er berichtete über das Leben von Valerie, vom Leben der Mutter.Sie wußte sogar über Leon's Besuch.


    Leonor packte sich an den Hals. Sie konnte nicht mehr atmen. Mit einer Wucht öffnete sie das Fenster. Ihr gesamter Oberkörper hing über das Fensterbrett und schwebte der abendlichen Brise entgegen. Zumindest für eine Minute, bis sie erschrocken das Fenster wieder zumachte. Nicht einmal in ihren Gemächern fühlte sie sich frei. Wenn Jean nur wüßte, dass sie ihn angelogen hatte. Ihre Angst galt nicht ihm oder der Zukunft, sondern der Gegenwart.


    Sie hat alles, bekommt alles und du? Sogar jetzt hast du ihr den Platz geräumt. Warum konnte ich Jean nicht sagen, dass ich Angst habe, wahnsinnig zu werden? Warum  bin ich so eine feige Frau? Der Neid frisst mich bis zu den Knochen. Ich bin eine Frau, die eingesperrt werden muss, bevor sie was dummes macht. Es war ein großer Fehler zu denken, ich kann lieben, Liebe geben. Wenn er nur wüßte, wie schwarz mein Herz ist. Und meine Schwester denkt,  ich bin ihr eine gute Schwester.


    Sie murmelte vor dem Spiegel.

  • Im Garten angekommen, hörte er wie ein Fenster heftig aufgeschlagen wurde. Kurz sah er einen Schatten, der sich aus dem Fenster zu werfen schien. Nur ein kurzer Moment, aber er war sich sicher das es Leonor sein musste. Er fühlte es, wie es Menschen fühlen, wenn geliebten Menschen etwas zugestossen ist. Als Offizier geriet er nicht in Panik. Dachte einen Augenblick nach, rannte zurück in den Palast, vorbei an den beiden Wachen, die dekorativ die Tür zum Park bewachten. Ruckartig blieb er stehen und fragte die beiden strammstehenden Soldaten. Wo es zur Treppe ging. Einer der beiden erklärte es ihm, trainiert und sportlich rannte er die Treppe hoch, schätzte ab, durch welche Tür er musste. Bremste sich noch rechtzeitig, um sie nicht aufzustoßen, sondern sammelte sich kurz, atmete tief durch und klopfte an.

  • Leonor hat nicht erwartet,dass jemand ihr folgte. Zuerst dachte sie, es wäre ihre Mutter. Valerie bestimmt nicht. Sie ist mit ihrem künftigen Mann und allen Mätressen beschäftigt. Langsam stand sie auf. Jean? Nein. Er würde ihr nicht folgen. Also doch Mutter?


    Mutter, es ist besser, wenn Valerie uns nicht zusammen sieht. Auch nicht Serville. Du bist wieder unvorsichtig und offenbarst Dich für alle. Denkst Du immer noch,  ich bin dumm und weiß nicht, was für eine Schachpar...


    Sprechend ging Leonor zur Tür und öffnete sie. Jean sah den Blick einer kalten und berechenbaren Frau. Erst, als Leonor verstanden hatte, dass Jean vor ihr steht, änderte sich ihr Blick und sie drehte sich mit dem Rücken zu ihm.Was Leonor aber nicht mitkriegte, Jean sah ihr Gesichtsausdruck mit der gerunzelten Stirn und der Miene eines am Tatort ertappten Eichhörnchen.


    Jean? Ist was passiert?


    Das war zu trivial als Gesprächsanfang und noch mehr als eine Ausgangsmöglichkeit aus dieser beschissenen Situation.

  • Erschrocken über das was er sah, fühlte wie sich sein Herz verkrampfte. Sein Engel war eine andere Frau. Sein Bllick verriet, wie geschockt und überrascht er war.


    Ja, mein Engel, es ist offensichtlich etwas passiert. Und zwar mit Dir!


    Mit einem Knall flog die Tür ins Schloss und wurde von Jean verriegelt. Er zog den Schlüssel ab.


    Was ist mit Dir los?


    Mit kalter Stimme stellte er seine Leonor zur Rede und nahm sie nicht, wie üblich, in den Arm.

  • Wenn Jean dachte, dass Leonor hysterisch oder tränenüberströmt ein wirres Zeug plappern wird, hat er seinen Engel von einer ganz anderen Seite kennenlernen musste. Er sah unwillkürlich die Königsmutter in jungen Jahren vor sich.


    Lüge oder Wahrheit?


    Sie gab ihm keine Zeit, diese Frage zu beantworten.


    Wahrheit ist... wir alle spielen Poker. Gut oder schlecht, doch wir alle sind Kartenspieler. Meine Mutter erpresst mich seit Jahren, dass ich ein uneheliches Kind bin.Weißt Du, was das bedeutet?


    Man könnte denken, Leonor Sprach mit einem kleinen Kind.


    Valerie sieht in mir keine Bedrohung. Ich nehme die Stärke der Valerie und richte dieses Schild gegen meine eigene Mutter. Für eine Weile hilft es. Doch jeder Zug benötigt eine Gegenleistung. Ich werde sie aus der Anstalt in die Hauptstadt zurückholen. Dies erfordert wiederum eine Gegenleistung, die ich Valerie schulde. Doch ich habe sie schon. Der Aufstand ist nicht von sich allein zerbrochen.


    Mein Onkel denkt, ich sei seine Tochter. Ich habe den DNA-Test. Er nicht. Reicht es Dir nicht? Was Valerie mit einem Schnipsel darf, muß ich ... Und Du willst Dein eigenes Leben führen.


    Sie stand auf, ging zum Tisch, öffnete die kleine Schublade und holte eine Kiste. Leonor beugte sich zu Jean und flüsterte.


    Lies sie alle. Und willkommen in mein Leben.


    Dort lagen Briefe, mit Hass und gemeinen Anspielungen. Er musste schnell feststellen, dass die Briefe eine Ähnlichkeit vorweisen. Sie mussten von einer Person oder nur zwei drei Personen nicht mehr geschrieben worden sind.


    Ich würde so gern die Rollen vertauschen. Und jetzt bin ich fast verheiratet.


    Ihr Gesicht erinnerte Jean an ein kleines Füchslein.

  • Ja, wir spielen alle Poker! Wir spielen alle ein Spiel! Was aber nicht heißt, dass man nicht ab und zu einmal dem Glück nachhelfen muss. Das mein einfach mal .... bescheißt! Deine Familie läd dazu geradezu ein.


    Diesen Satz sprach Jean leise und mit ernster Stimme aus.


    Was die Revolte anbetrifft, natürlich ist das nicht alleine von Serville aufgedeckt worden. Natürlich war das Ganze irgendwie schon zum scheitern verurteilt, bevor es angefangen hatte. Beweisen kann ich nichts, aber es war zu einfach in diese alte Festung einzudringen und deine Schwester zu befreien. Hast Du damit zu tun, mein Engel? Was hast du tun müssen, um Valerie zu befreien?


    Möglich das Leonor hinter den Kulissen, einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war, um sich gegen ihre Mutter zu verteidigen. Dazu brauchte sie vermutlich Valerie als Schutzschild und dazu taugte Valerie nur, wenn sie frei war. Er setzte sich auf einen Sessel und öffnete die kleine Kiste. Hier waren also Leonors Geheimnisse verborgen. Was er dort las war schlimmer als das was er sich im Bezug auf die Familie Beauharnais hätte vorstellen können.


    Fouche ist nicht dein Vater! Das ist eindeutig der Kaiser. Du bist eine waschechte Beauharnais, kein Kuckucksei, kein Bastard! Der DNA-Test ist wichtig, diese infamen Briefe, voller Neid und Haß, sind nur Nebelkerzen um Dich zu verwirren. Darauf bauen wir! Wer immer diese Briefe geschrieben hat und es muss einer sein, der Stil und die Wortwahl sind fast gleich, hat nur ein Interesse daran, dich in den Wahnsinn zu treiben.


    Mit der Hand griff er nach Leonor, zog sie zu sich herunter und gab ihr einen langen sehr zärtlichen Kuss. Streichelte ihr wunderschönes Gesicht und küßte sie sanft auf ihre großen Augen.


    Mein Engel, wir werden kämpfen oder wir werden einfach verschwinden. Wenn wir kämpfen, müssen wir wissen, wer diese Briefe geschrieben hat. Dazu brauchen wir aber die Unterstützung deiner Schwester UND Servilles. Der, wie ich gehört habe, zum Grand Prevot ernannt werden soll. Das könnte uns wirklich helfen.


    Sanft nahm er sie in den Arm.


    Aber wenn Du des Kämpfens  müde bist, wenn Du es Leid bist, dich für diese Familie zu opfern, dann gibt es Mittel und Wege zu verschwinden. Einfach so! Einfach weg! Darin habe ich Erfahrung.


    Dabei dachte er an seine Operationen hinter den Linien. Wenn es weiter nichts wäre als nur spurlos zu verschwinden, wäre Jean genau der Richtige.


    Na mein kleiner Fuchs, was denkst Du? Und willst Du wirklich mit Valerie die Rollen tauschen? Ich liebe Dich, Engelchen und ich werde alles für Dich tun. Alle!.

  • Sie ließ sich gehen. Jean wickelte sie um seinen Finger und Leonor konnte dieser Sucht nicht widerstehen.


    Meine Mutter hat mir geholfen.


    Sie blickte seitlich auf Jean und runzelte ihre Stirn.


    Leon.. Dein Freund war der Botenjunge, ohne es vielleicht zu wissen. Doktor Beshir ... nun... seine Nachsicht mit mir spielte dabei auch eine Rolle. Außerdem sollte man die Kirche und meinen Beichtvater nicht unterschätzen. Valerie versteht manches Machtspiel nicht.


    Sie seufzte und strich durch das Jeans Haar mit ihren langen feingliedrigen Fingern.


    Ich bin wie der Esel zwischen zwei Strohballen. Ich weiß nicht, welchen ich zuerst anfasse, und ich verhungere deswegen. Robert wird jetzt meine Unzufriedenheit und Neid beerben. Immer drei Schritte nach der Kaiserin. Und glaube mir, die Meute wird diese Schritte ganz genau abzählen und abmessen.


    Fouche ist nicht mein Vater. Das ist bewiesen. Doch er wird dem nicht glauben. Seine Wahrnehmung in diesem Punkt ist benebelt. Ich mag ihn und er war eine lange Zeit der einzige Mensch, der mit mir sprach... Doch jetzt gefährdet er mich mehr als alles andere. 


    Ich verstehe Dich nicht, Jean. Wie kannst du so einen verlogenen herzlosen Monster wie mich lieben? Ich hintergehe Valerie und gaukle ihr die höchste Schwesterliebe vor. Ich hintergehe meine Mutter und hintergehe dich.  Wie kannst Du sicher sein, wo Lug und wo kein Betrug ist?


    Ich verstehe es nicht! Wenn ich Du wärst, hätte ich solch eine Frau wie mich gehasst.


    Leonor weinte leise.

  • Lässig lehnte sich Jean zurück und nahm seinen Engel zärtlich in den Arm. Wenn er ehrlich zu sich war, fragte er sich tatsächlich, warum er sich das antat. Leonor hatte ihn verhext, wie es einmal Leon sagte. Was nicht von der Hand zu weisen war, er war dieser Frau regelrecht verfallen, aber er war nicht blind und taub.


    Eigentlich gibt es auf diese Frage, nur eine Antwort: Weil ich Dich liebe, Engelchen! ... Aber es gibt auch eine Langversion. 


    Eng kuschelte sich Jean an Leonor und schaute zur Zimmerdecke.


    Natürlich liebe ich Dich. Für diese Liebe bin ich bereit durchs Feuer zu gehen. Wie Du weißt, bist Du nicht die erste Frau in meinem Leben, aber Du bist mit Sicherheit die erste und einzige für die ich alles tun würde. 


    Er drehte ihr den Kopf zu, schaute in ihre fragenden Augen und lächelte.


    Zudem wird es mit Dir nie langweilig! Bei den Facetten die meine geliebte kleine Frau in sich trägt, ist das Leben aufregend und würde für zwei Leben reichen ... mindestens. Hoch und runter! Mal rechts, mal links. Jetzt die sanfte Leonor, dann das Biest. Die Frau die Zärtlichkeit und Ausdauer in der Liebe genauso braucht, wie die Gewalt und den schnellen Fick zwischendurch. Schläge und Küsse. Streit und Versöhnung. Aber immer wieder: Ich liebe Dich, Leonor.


    Das Leonor psychisch krank war, wusste Jean, erwähnte es jedoch nicht. Er wusste das sie Hilfe brauchte und er war bereit ihr zu Helfen, ohne es ihr zu sagen.

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